Lot 2251 Dα

Carl Spitzweg hat die Musik geliebt. Er war ein begeisterter Musikkenner und durchaus versierter Klavierspieler. Sein jüngerer Bruder Eduard handelte mit Musikalien und heiratete nacheinander zwei Töchter des Münchener Hofviolinisten Johann Baptist Moralt. In den Skizzenbüchern Spitzwegs finden sich immer wieder detaillierte Zeichnungen von Musikern oder Instrumenten. Darüber hinaus widmen sich zahlreiche Gemälde des Künstlers musikalischen Themen, von denen das vorliegende Werk eines der charmantesten sein dürfte. Es zeigt ein Männerquartett zu nächtlicher Stunde in einem vom Mondlicht teils hell erleuchteten Innenhof. Drei frontal und ein im Profil wiedergegebener Sänger schmettern aus voller Kehle ihr Ständchen unter dem Erkerfenster einer angebeteten Dame. Eine laut Wichmann nach unserem um 1865-70 zu datierenden Gemälde angefertigte zweite Version in Privatbesitz ist breiter angelegt und weist nicht das von Spitzweg so oft gewählte extrem schmale Hochformat auf, das für unser Bild so charakteristisch ist. Daneben zeigt unser Gemälde auch die Ambiguität vieler Werke von Spitzweg, die Verbindung von Gegensätzen und Spannungen, von biedermeierlicher Beschaulichkeit und deren humorvoller Ironisierung. Spitzweg, einer der bekanntesten und beliebtesten Maler des 19. Jahrhunderts, steht damit einerseits in der Tradition des Biedermeiers und weist dabei zugleich auf die Moderne voraus.