Reinhard Sebastian Zimmermann - Hochzeit in Dachau - image-1

Lot 2259 Dα

Reinhard Sebastian Zimmermann - Hochzeit in Dachau

Auktion 1160 - Übersicht Köln
14.11.2020, 14:00 - 19. Jahrhundert
Schätzpreis: 35.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 42.500 € (inkl. Aufgeld)

Reinhard Sebastian Zimmermann

Hochzeit in Dachau

Öl auf Leinwand (doubliert). 104 x 156 cm.
Signiert unten links: R. S. Zimmermann.

Gleich einer Bühne ist die Stube wiedergegeben, in der die Hochzeitsfeier in Dachau abgehalten wird, mit dem Brautpaar und dem Pfarrer im Bildzentrum. Ausgehend von diesen Protagonisten entfaltet sich die figurenreiche Hochzeitsgesellschaft, die charakterisiert wird durch die lebensnahe Schilderung der Ereignisse, die subtile Erfassung der Emotionen, aber auch durch die malerische Brillanz - Zimmermann kontrastiert effektvoll die schummerige Stube mit den kraftvollen roten und hellblauen Farbtupfern, die in den Trachten, dem Regenschirm des Pfarrers oder dem Polster des Stuhles aufleuchten. Gekonnt arrangiert der Künstler zudem die zahlreichen Teilnehmer der Feier und erfasst deren unterschiedlichen Regungen, den Ernst des Pfarrers, das Lächeln der Braut, die angespannte Haltung des Bräutigams, aber auch die Reaktionen der Gäste - vom stillen Glück des Brautvaters über den überschwänglichen Jubel der Freunde bis zur Gleichgültigkeit der Kinder, die die Bedeutung des Festes noch nicht ganz erfassen und lieber auf dem Boden hockend die Hunde füttern.
Das Gemälde ist um 1860 und damit in einer Schaffensperiode Zimmermanns entstanden, in der er bereits ein angesehener Vertreter der Münchner Malerschule war. Zimmermann, aus Hagnau am Bodensee stammend, war eigentlich nicht für die Kunst bestimmt, sondern für eine kaufmännische Laufbahn. Nach seinem Entschluss, Künstler zu werden, studierte er an der Münchener Akademie unter anderem bei Cornelis Schnorr von Carolsfeld. Nach der endgültigen Niederlassung in München 1847 malt er seine wichtigsten Werke, darunter die „Zahlungsschwierigkeiten“ (1852), „Die Impfstube“ (1857; Zeppelin Museum Friedrichshafen) und eben die „Hochzeit in Dachau“, das vorliegende Werk.
Faszinierend ist die Provenienz des Gemäldes, dessen Darstellung so sehr in der regionalen süddeutschen Tradition verwurzelt zu sein scheint. Nachdem es noch 1882 in der Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg gezeigt wurde, gelangte es in die Vereinigten Staaten, nach New York. Dort war es im Lüchow´s zu sehen, einem Restaurant des deutschen Auswanderers August Lüchow im East Village, welches bis in die 1980er Jahre existierte.

Provenienz

Restaurant Lüchow´s, New York. - Auktion Sotheby´s, New York, 29.10.1981. - Auktion Neumeister, München, 30.11./1.12.1983, Lot 1243. - Europäischer Kunstbesitz.

Literaturhinweise

Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Bd. 2.2, Dresden 1901, S. 106, Nr. 48.

Ausstellung

Bayerische Landesausstellung, Nürnberg 1882.