Leonor Fini - Les Adelphes - image-1

Lot 116 D

Leonor Fini - Les Adelphes

Auktion 1162 - Übersicht Köln
08.12.2020, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 137.500 € (inkl. Aufgeld)

Leonor Fini

Les Adelphes
1968

Öl auf Leinwand 129,5 x 96,5 cm Gerahmt. Unten rechts grünblau signiert und datiert 'Leonor Fini'.

Leonor Fini, in Buenos Aires geboren und in Triest in einem bildungsbürgerlichen Umfeld aufgewachsen, kam 1937 nach Paris und schloss sich den Surrealisten an. Ihre fundierte Kenntnis philosophischer Schriften, ihr ausgeprägtes Interesse an Psychologie, Mythologie und Magie sowie ihr Anspruch, als Frau als sinnlich-erotische, aber zugleich selbstbestimmte und machtvolle Person wahrgenommen zu werden, verschafften ihr eine Sonderrolle im Kreis der Künstlerkollegen.
Finis Gemälde sind mit feinstem Pinselstrich ausgeführt und lassen auf ihren makellosen Oberflächen rätselhafte Bildwelten entstehen. Diese traumartigen Sequenzen voll erotischer und morbider Phantasien entfalten im Kontrast zu ihrer malerisch perfekten Ausführung eine besonders fesselnde und verstörende Wirkung.
„Les Adelphes“, der Titel dieses Werkes, könnte sich auf die gleichnamige Komödie des römischen Dramatikers Terenz (dt. „Adelphoe/ Die Brüder“) beziehen oder auf den französischen Ausdruck der mariage adelphique, der die Ehe zwischen leiblichen Geschwistern bezeichnet. Zwischen dem schlafenden Frauenakt im Vordergrund und den beiden androgynen Personen, die über den hingegossenen Körper hinweg nachdenklich Zwiesprache halten, existiert eine intime, möglicherweise unrechtmäßige Verbindung. Ob die liegende Frau dabei die Rolle des Opfers oder die der Verführerin innehat, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.

Werkverzeichnis

Overstreet/Zuckerman Vol. II, 0749

Zertifikat

Von Richard Overstreetbund Arlette Souhami, Galerie Minsky, Paris, bestätigt. Mit einer Foto-Expertise von Richard Overstreet, Paris, vom 20. Oktober 2020

Provenienz

Galerie Lambert Monet, Genf (rückseitig mit Keilrahmenaufkleber); vom Vorbesitzer dort erworben (1979), seitdem Privatbesitz Rheinland

Ausstellung

Gstaad 1968/1969 (Galerie Saqqarah); Genf 1970 (Galerie Lambert Monet), Leonor Fini, Kat. Nr. 3, mit ganzseitiger Farbabb.; Paris 1971 (Galerie Verrière); Tokyo/Osaka/Fukuoka City/Hiroshima/Kanazawa (Seibu Museum/Hanshin Museum/Fukuoka Museum/Hiroshima Museum of Art/Kanazawa Prefectural Museum), Leonor Fini. Retrospective, Kat. Nr. 25