Wassily Kandinsky
Zeichnung zu "Accent rond"
1942
Tuschfederzeichnung auf elfenbeinfarbenem Papier fest auf Karton montiert. 20,5 x 26,6 cm (Karton 30,5 x 36,5 cm). Unter Glas gerahmt. Unten links mit schwarzer Tusche datiert '1.2.42'. Rückseitig mit einer Widmung von Nina Kandinsky: "Für sehr [sic] lieben und verehrten/ Herrn Prof. Dr. Emilio Albisetti/ Nina Kandinsky/ Kandinsky/ Dessin de 1942/ pour le tableau N688-1942/ "Accent rond"/ N9". - Das Papier gleichmäßig gebräunt, sonst in schöner Erhaltung.
Kandinskys Zeichnungen beweisen, dass er nicht nur ein begnadeter Maler war, sondern auch über außerordentliches graphisches Geschick verfügte. Die Zeichnung zu "Accent rond" wirkt trotz der Ähnlichkeit zur Komposition des Gemäldes in sich abgeschlossen und nicht wie eine schlichte Entwurfszeichnung. Charakteristisch ist die besondere Beschaffenheit des stets nur angedeuteten, offenen Raums, der die Leere mit einbezieht, bzw. dessen Zwischen- oder Freiraum sehr bewusst gesetzt ist. Hier geht es um die Ausbreitung und Verdichtung von Elementen in einem szenischen Raum, wie auch um ein sich ausgleichendes Kräfteverhältnis bei einer spürbar zentralen Spannung. Die Komposition aus zwei im Halbrund angeordneten Formgefügen, deren antithetische Konfrontation um ein virtuelles Kraftfeld, zeigt nicht nur eine gewisse Rivalität, sondern auch anwachsende Energie. Dabei bleibt die delikate Sensibilität und Feinheit der Linien stets präzise sichtbar. Die Gegenüberstellung zweier Hälften, bzw. die Synthese zweigeteilter, widerstreitender Kräfte ist in Kandinskys Werken der späten Pariser Jahre besonders häufig anzutreffen. Dabei folgen die Grundelemente der Zeichnung, Punkt, Linie und Fläche, der für Kandinsky typischen, sehr präzisen Syntax.
Werkverzeichnis
Endicott Barnett 1176; List of drawings 1942, 9
Provenienz
Geschenk von Nina Kandinsky an Emilio Albisetti, Bern, 1960er Jahre; seitdem Privatbesitz, Schweiz
Literaturhinweise
Pierre Volboudt, Die Zeichnungen Wassily Kandinskys, Köln 1974, Nr. 98 o. S. mit Abb.