Pieter Gerritsz. van Roestraten
Stillleben mit silberner Ingwerdose, Teekanne und anderen Gegenständen auf einer Marmorplatte
Öl auf Leinwand. 71 x 61 cm.
Maßgeblich für die künstlerische Qualität eines Stilllebens ist nach den Vorstellungen des 17. Jahrhunderts nicht nur die perfekte Wiedergabe, sondern auch die Auswahl der Gegenstände. Rang und Eigenart der Dinge werden durch Kontrast und Vergleich mit benachbarten Objekten charakterisiert. Daraus ergibt sich die unausgesprochene Aussage, der Bedeutungsinhalt eines Stilllebens. Am leichtesten ist dabei das Vanitas-Stillleben zu verstehen, das über Vergeblichkeit und Vergänglichkeit des menschlichen Strebens nach Reichtum und Ruhm aufklärt. In dem kompetitiven Kunstmarkt der Niederlande war es für den Künstler wichtig einen unverwechselbaren Stil und eine unmittelbar erkennbare Handschrift zu erreichen. Aus diesem Grund spezialisierten sie sich auf bestimmte Bildgattungen und Themen.
Dem Haarlemer Maler Pieter van Roestraeten ist dies zweifellos gelungen. Seine Werke sind geschmackvoll komponiert und brillant gemalt. Unverwechselbar sind in seinem Oeuvre bestimmte Gegenstände, die er geradezu leitmotivisch und in unterschiedlichen Arrangements immer wieder malt. Zu diesen Gegenständen gehört der reliefartig ziselierte silberne Ingwertopf, die Teekanne aus braunem Steinzeug und vor allem die feinen blau-weißen Teeschalen aus chinesischem Porzellan. Diese Gegenstände arrangiert er meistens, wie auch auf diesem Bild, auf einem marmorierten Sims oder Platte.
Roestraeten war Schüler von Frans Hals und heiratete 1654 dessen Tochter Adriaentje. Er lebte mit seiner Frau in Amsterdam, bevor er 1663 nach London zog, wo er bis zu seinem Lebensende 1700 blieb.
Wir danken Dr. Fred Meijer für die Bestätigung des Gemäldes als eigenhändiges Werk von Pieter van Roestraeten.
Provenienz
Jack Kilgore, New York.
Literaturhinweise
Gabriel Diss und LaurentThurnherr (Hgs.): Ausst.-Kat. "Un cabinet imaginaire. Natures Mortes et Vanités du XVIIème Siècle", Vic sur Seille, Musée départemental Georges de La Tour, Bremen 2005, S. 32-33, mit Abb.
Ausstellung
Un cabinet imaginaire. Natures Mortes et Vanités du XVIIème Siècle, Vic sur Seille, Musée départemental Georges de La Tour, 10.5.-4.9.2005.