Hendrick Martensz Sorgh - Markt am Hafen - image-1

Lot 19 Dα

Hendrick Martensz Sorgh - Markt am Hafen

Auktion 1168 - Übersicht Köln
08.12.2020, 17:00 - Meisterwerke der Sammlung Bischoff
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 60.000 € (inkl. Aufgeld)

Hendrick Martensz Sorgh

Markt am Hafen

Öl auf Holz. 44 x 62,5 cm.
Signiert und datiert unten links (auf der Schubkarre): HM Sorgh 1655.

Die Darstellung von Marktszenen hat in der niederländischen Kunst eine lange Tradition, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Bei Pieter Aertsen (1508-1575) und seinem Neffen Joachim Beuckelaer (1533-1575) boten zumeist noch biblische Geschichten oder moralisierende Botschaften den Vorwand für die Wiedergabe lebhaften Markttreibens und opulent ausgebreiteter Nahrungsmittel, die zudem einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Stillleben darstellten. Hendrick Martensz. Sorgh hat dieses Sujet ab den frühen 1650er Jahren in Rotterdam wieder aufgegriffen, wobei er auch einen biografischen Bezug zu diesem Thema hatte, war er doch wie bereits sein Vater Betreiber eine Schifffahrtslinie im Güterverkehr zwischen Rotterdam und Dordrecht. Als solcher ist er 1638 erstmals dokumentiert und scheint diese Tätigkeit neben seiner künstlerischen Karriere bis zu seinem Lebensende ausgeübt zu haben. Die Marktbilder von Sorgh „stehen am Beginn eines neu erwachten Interesses an diesem Thema, mit dem sich u. a. auch seine Zeitgenossen Gerard Dou, Adriaen van Ostade und Quirin van Brekelenkam in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts auseinandersetzten“ (Christiane Stukenbrock, op. cit., S. 238).
Unser 1655 datiertes Gemälde ist eine charakteristische, frühe Marktszene von Sorgh. Im Vordergrund rechts sitzt eine Händlerin an ihrem Gemüsestand und bietet einer Dame im roten Kleid einen Teller wohl mit Kräutern an. Ergänzt wird diese Gruppe detailreich wiedergegebener Figuren durch einen Jungen mit einem Korb mit Fischen und einem großen Hut, einem vornehm gekleideten Herrn, einem Kind und einem älteren Fischer. Die kunstvoll arrangierten Nahrungsmittel des Gemüsestands, darunter verschiedene Kohlsorten, Möhren und Artischocken, geben Sorgh die Möglichkeit, seine Meisterschaft in der Stilllebenmalerei unter Beweis zu stellen. Dies trifft genauso auf die silbrig schimmernden Fische zu, die ein Händler am unteren Bildrand ausbreitet. Bereits weiter in den Mittelgrund gerückt ist ein zweiter Marktstand vor einer offenen Säulenhalle am linken Bildrand, an dem eine Frau gebratene Eier feilbietet. Eine Besonderheit unseres Gemäldes ist der Ausblick auf den Hafen mit zahlreichen Schiffen, deren präzis wiedergegebene Masten und Segel einen reizvollen Hintergrund für die Marktszene bilden.
Unserem Gemälde sehr nahe steht eine kleinere, ein Jahr vor unserem Werk entstandene Darstellung eines „Holländischen Fischmarkts“ in der Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister (Inv.-Nr. GK 286), in der sowohl das Hafenbecken - noch mit deutlich weniger Schiffen - als auch die aus Stein errichtete offene Säulenhalle in der linken Bildhälfte vorgebildet ist. Darüber hinaus verbindet die beiden Werke der sich in ähnlicher Weise zu seinen am vorderen Bildrand ausgebreiteten Fischen herunterbeugende Händler. Zum Kasseler Gemälde des Fischmarkts gehört ein Pendant mit der Darstellung eines „Holländischen Gemüsemarkts“ (Inv.-Nr. GK 285). Hier wie auch bei anderen vergleichbaren Arbeiten Sorghs im Rotterdamer Boijmans Van Beuningen-Museum (Inv.-Nr. 1818) oder im Amsterdamer Rijksmuseum (Inv.-Nr. A 717) werden allein Gemüsestände wiedergegeben. Unser Gemälde dürfte das einzige Marktstück im Oeuvre Sorghs sein, das einen Gemüsestand mit der Darstellung von Fischen kombiniert.

Provenienz

Robert Napier (1791-1876), West Shandon, Dunbartonshire. – Auktion seiner Sammlung, Christie’s, London, 11.4.1877 (an Colnaghi). – Galerie Colnaghi, London.

Literaturhinweise

John Charles Robinson: Catalogue of the Works of Art forming the Collection of Robert Napier of 1821, Shandon 1865, Nr. 488. – Jan Kelch: Ausst.-Kat. „Holländische Malerei aus Berliner Privatbesitz", Berlin 1984, S. 132-3, Nr. 65, mit Abb. – Christiane Stukenbrock, in: Ekkehard Mai (Hg.): Das Kabinett des Sammlers, Köln 1993, S. 236-238, Nr. 94, mit Abb.

Ausstellung

Holländische Malerei aus Berliner Privatbesitz, Berlin, Gemäldegalerie Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, 1984, Nr. 65.