Conrad Faber von Kreuznach
Bildnis des Johann Raiss vor weiter Landschaft
Bildnis der Anna Uffsteiner vor weiter Landschaft
Öl auf Holz (parkettiert). 50 x 35,5 cm bzw. 50,5 x 35 cm.
Von den frühen Bildnissen Cranachs und der Donauschule geprägt, fügen sich diese beiden repräsentativen, halbfigurigen Portraits vor weiter Landschaft tadellos in das eindrucksvolle Oeuvre des Conrad Faber von Kreuznach ein. Wohl in Kreuznach, heute Bad Kreuznach, an der Nahe geboren, ist der junge Maler ab 1524 in Frankfurt a. M. nachzuweisen. 1526 arbeitete er dort in der Werkstatt des Malers Hans Fyoll, in der Fahrgasse 102.Fabers Bildnisse, über 40 Werke umfassend, sind ein Spiegel der Frankfurter High Society der damaligen Zeit. Sie zeigen meist Mitglieder der adligen Frankfurter Gesellschaft Alt-Limpurg, Frankfurter Ratsherren sowie deren Ehefrauen. Zu eben dieser wohlhabenden und angesehenen Schicht zählte auch das Ehepaar Johann Raiss und Anna Uffsteiner. Raiss gehörte zum Frankfurter Patriziat und war, wie zuvor bereits sein Vater, Ratsherr der Stadt. Sein älterer Brüder Weicker bekleidete mehrfach das Amt des Bürgermeisters. Bereits 1529 malte Faber die beiden Brüder nebst deren Schwester Christina. Ein Jahr später heiratete Johann die Witwe Anna Uffsteiner, ebenfalls aus einer angesehenen Familie stammend. Raiss trägt hier die typische Kleidung der Frankfurter Patrizier seiner Zeit: ein schwarzes Wams, dessen weiter Ausschnitt den Blick auf die prächtige Goldstickerei an Kragen und Passe freigibt. Darüber trägt er eine breite, rotbraune Pelzschaube. Das markante schwarze Barett verleiht dem Bildnis eine besonders markante Silhouette, die sich somit stark kontrastierend von der zarten grün-blauen Landschaft im Hintergrund absetzt. Seine linke Hand, von einem Siegelring geschmückt, umfasst den Griff seines Degens. Auch Anna Uffsteiner trägt die charakteristische Kleidung der Frankfurter Patrizierinnen des zweiten Viertels des 16. Jahrhunderts. Hier wäre zunächst die goldbestickte Haube, auch Kalotte genannt, zu erwähnen sowie der Brokatgürtel, die Ringe und Goldketten, als Zeichen ihres Reichtums. Ihr anthrazitfarbenes Kleid, mit breitem dunklem Kragen, wird von prächtigen samtenen roten und grünen Ärmelaufschlägen geziert. Die recht fleischigen, aber pudrigen, glatten Inkarnate sind typisch für die Bildnisse des Faber von Kreuznach.
Im Zuge der Parkettierung des Gemäldes wurden die beiden rückseitigen Wappen der Familien Raiss und Uffsteiner durch das Glatthobeln der Tafeln entfernt. Fotografien dieser Wappen sind jedoch erhalten geblieben (s. Abbildungen). Über den Wappen befanden sich die Inschriften: „JOHANN REYS SEINES ALTRS XXX 1533“ sowie „ANNA UFSTENDERI WAS ALT XXXII MDXXXIII“
Werke Conrad Faber von Kreuznachs befinden sich in vielen großen Sammlungen, wie im Städel Museum in Frankfurt a. M., im Art Institute of Chicago sowie in der National Gallery of Ireland in Dublin. Das wohl bekannteste Werk des Malers ist das Doppelbildnis des Justinian und der Anna von Holzhausen von 1536 (Städel Museum, Frankfurt a. M.), welches das Paar in architektonischer Kulisse vor weiter Landschaft zeigt. Zwischen ihnen auf einer steinernen Konsole sitzt ein geflügelter Amor, der mit einem Pfeil und einer Weintraube die sinnliche Liebe als Grundlage der Ehe beschwört. Ohne Frage stellt diese Darstellung, die einzigartig in der Malerei nördlich der Alpen ist, ein sehr freimütiges Bekenntnis der Sexualität dar.
Nicht nur als Bildnismaler hat Faber von Kreuznach einen wichtigen Platz in der Kunstgeschichte eingenommen, sondern auch als Kartograph.1552 zeichnete er den Frankfurter Belagerungsplan, die erste topographisch getreue Ansicht der Stadt, die sich heute als Holzschnitt im dortigen Historischen Museum befindet. Trotz seiner häufigen Auftragsarbeiten für Frankfurter Patrizier verstarb Faber im Frühjahr 1553 aufgrund einer unglücklichen Bürgschaft tief verschuldet und verarmt in seiner Wahlheimat Frankfurt.
Provenienz
Colnaghi, London, 1913. - Galerie Knoedler, New York, 1913. - Mrs W. Hayward (später Mrs Morton, später Mrs Rovenski). - Auktion Parke-Bernet, New York, 1957. - William A. Graham, Baltimore, Maryland, 1963 . - Auktion Sotheby's, New York, 1979.
Literaturhinweise
Max J. Friedländer: Conrad Faber. Painter of the Patricians of Francfort in the Second Quarter of the XVIth Century, in: Art in America 1, 1913, S. 143 ff., Nr. 11 und 12, Abb. 5 und 6. – Erna Auerbach: Faber von Creuznach. Or the 'Master of the Holzhausen Portraits', in: The Burlington Magazine 70, 1937, S. 15-24, Abb. Tafel IIID. – Wolfgang Brücker: Conrad Faber von Creuznach, in: Schriften des Historischen Museums Frankfurt a. M. 11, 1963, S. 45-46, 175-176, Nr. 20 und 21, 68 und 69. – Angelica Dülberg: Privatportraits. Geschichte und Ikonologie einer Gattung im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. Berlin 1990, S. 194, Nr. 58 und 59, Abb. S. 526-9. – Corinna Peuckert, in: Ekkehard Mai (Hg.): Das Kabinett des Sammlers, Köln 1993, S. 16-19, Nr. 7 und 8, mit Abb.