Seltene frühe Braunschweiger Teekanne - image-1

Lot 1547 Dα

Seltene frühe Braunschweiger Teekanne

Auktion 1174 - Übersicht Köln
04.06.2021, 12:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 5.000 € - 6.000 €
Ergebnis: 6.250 € (inkl. Aufgeld)

Seltene frühe Braunschweiger Teekanne

Fayence, Scharffeuerdekor in Mangan, Blau und Gelb (das Gelb in Stellen verbacken). Auf oktogonalem Grundriss, mit Adlerkopfausguss, Bandwerkhenkel und originalem Deckel mit stilisiertem Knospenknauf. Die Wandungsfacetten umlaufend dekoriert mit großen Akanthusblättern, alternierend Blütenornamente. Auf der Ausgussseite ein mangankonturierter Reliefmaskaron. Die untere Profilkante umlegt mit einem reliefiertem und farbig gehöhten vegetabilen Band. Manganmarke ligiertes VH sowie unleserliche Malermarken auch im Deckel. Kleinere Retuschen, ein feiner Haarriss im Steg, kleinere Chips. Mit Deckel H 12,4 cm.
Periode Heinrich Christoph von Horn, zugeschrieben, um 1720.

Das Modell für diese außergewöhnliche Kanne lieferte die Meissener Porzellanmanufaktur, die in den Archivalien als achtpassiges "The Botgen" bezeichnet ist. Das Gefäß wurde mit unterschiedlicher Gestaltung von der Meissener Manufaktur angeboten: in rohem rotem Böttgersteinzeug, mit polierten Partien, mit zusätzlicher Vergoldung, mit schwarzem Lack. Die Veredelung durch die aufwändige Farb- und Goldlackierung gibt es nur an wenigen Exemplaren und war vermutlich ausschließlich für die königliche Hofhaltung bestimmt. Die Braunschweiger Version in Fayence ist äußerst selten.

Literaturhinweise

Das Böttgermodell ist publiziert bei Boltz, Steinzeug und Porzellane der Böttgerperiode – Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, in: Keramos 167/168/2000, Abb. 135, S. 127, 13.14. DSL 14 „1 achtpassigtes TheeBotgen mit der Adler Schnautze“.
Eine gleiche Kanne aus Fayence in der Sammlung Städtisches Museum Braunschweig abgebildet bei Spies, Braunschweiger Fayencen, Braunschweig 1971, S.308, Nr. 53.
Ein weiteres Kännchen in gleicher Form auf Ballenfüßen Nürnberg und Johann Valentin Bontemps zugeschrieben, bei Glaser, Nürnberger Fayencen. Geschichte und Erzeugnisse einer Manufaktur in der Reichsstadt, Nürnberg 2017, Nr. 63.