Verstoßung von Hagar und Ismael - image-1
Verstoßung von Hagar und Ismael - image-2
Verstoßung von Hagar und Ismael - image-1Verstoßung von Hagar und Ismael - image-2

Lot 1549 Dα

Verstoßung von Hagar und Ismael

Auktion 1174 - Übersicht Köln
04.06.2021, 12:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 10.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 11.875 € (inkl. Aufgeld)

Verstoßung von Hagar und Ismael

Wirkerei in farbiger Wolle und Seide. Detailreicher Ausschnitt aus dem Mittelteil der Tapisserie mit einem prachtvoll gekleideten Abraham links, Hagar und Ismael rechts, hinter Abraham Sara mit Isaak. Im linken Bildhintergrund weinüberwachsene Holzarchitektur, rechts flachhügelige Landschaft. Oben und unten wieder angefügte originale Bordürenstreifen mit zwei geflügelten Genien, ein Feuerbecken haltend (oben) und zwei Adlern mit ausgebreiteten Schwingen um ein Trophäenbündel (unten). Zahlreiche ältere Restaurierungen, mit Leinen hinterfüttert. H 311, B 178 cm.
St. Petersburg, Kaiserliche Tapisseriemanufaktur, 1737 - 39.

Nach der Rückkehr von seiner Reise durch Frankreich gründete Zar Peter I. (der große) 1716 - 17 die Kaiserliche Tapisseriemanufaktur in St. Petersburg. Sie existierte bis 1859. Von ihren Produkten sind ungefähr 150 - 200 Stücke inzwischen erfasst. Die Sowjetrepublik verhinderte lange, dass man im Westen mehr über diese Erzeugnisse erfahren konnte. Das änderte sich sukzessive am Ende der 1980er Jahre. Der aus Beauvais abgeworbene und vorher für König Louis XV in Gobelins und Tournai tätige Flame Philippe Behagle (1641 - 1705) wurde, wohl neben anderen europäischen Fachkräften, vom Zaren verpflichtet, die russischen Weber anzuleiten. Für die künstlerische Leitung engagierte man Louis Caravaque (1684 - 1754). Dora Heinz erwähnt, dass 1732 bereits 32 russische Handwerker angestellt waren. Doch der Einfluss der Flamen ist gerade in den Nuancierungen der Gesichter und dem Detailreichtum dieser Tapisserie noch deutlich bemerkbar. Vermutlich stammt die hier vorgestellte Tapisserie aus einer Serie, die für Zarin Anna Iwanowna nach ihrer Thronbesteigung 1730, respektive um 1737 - 39, angefertigt wurde. Anna Iwanowna gab der Tapisseriewirkerei einen kräftigen Schub, denn sie hatte zahlreiche neue Palasträume auszustatten.

Provenienz

Galerie Mikaeloff, Strasbourg.
Pfälzische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Eine weitere Tapissierie mit gleicher Trophäenbordüre aus der Abraham-Serie wurde 1986 vom Eremitage-Museum bei Yves Mikaeloff erworben.
Vgl. Heinz, Europäische Tapisseriekunst des 17. und 18. Jahrhunderts, Wien-Köln-Weimar 1995, S. 552 f.