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Lot 1551 Dα

Paar bedeutende Rokoko-Stühle

Auktion 1174 - Übersicht Köln
04.06.2021, 12:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 8.750 € (inkl. Aufgeld)

Paar bedeutende Rokoko-Stühle

Nuss massiv und furniert auf Weichholz. Eichenrahmen mit Polsterung und textilem Bezug. Hohe Lehne mit profilierten s-förmigen und auf vierkantigen Pilastern ruhenden Außenstegen und einem àjour gearbeiteten breiten Mittelteil mit reicher Rocaillen- und Blattschnitzerei. Als Bekrönung eine große Muschel über einer Kaskade und seitlichen Blumenfestons. Die Rückseite der Lehne ohne Schnitzdekor zur Aufstellung an der Wand. Die Zarge mit trapezförmigem Grundriss, die vorderen Ecken passig gerundet, die Front konkav eingezogen mit blattähnlicher Mittelzunge. Die vorderen Beine in Volutenform mit Muschelschnitzerei auf den breiten Knien, die hinteren in einfach geschweifter Form, verbunden durch profilierte Stege, der Mittelsteg mit einer vertikal gestellten plastischen Muschel. Beide Stühle mit Ritzmarke VII bzw. IIV in der vorderen Zarge. Profilleiste unter der Rückenlehne erneuert. Stabilisierungsstrebe an einem hinteren Knie fehlend. H 120,5, B 57, T 37 cm.
Niederlande, Amsterdam, zugeschrieben, um 1745 - 55.

Robert Schmidt schrieb 1943 diesen Stuhltypus ohne Einschränkung der Manufaktur von Abraham Roentgen zu. Der Autor bezog sich dabei auf die Stühle im Berliner Schlossmuseum und die sechs "völlig gleichen" aus der Slg. Thewaldt (versteigert bei Lempertz Köln am 14. November 1903), die für Schloss Brühl angefertigt wurden. Sie unterscheiden sich nur durch die Hufenfüße und eine konkav-konvex gestaltete Zarge von unseren Exemplaren. Der Lehnenentwurf ist immer identisch und paarweise gedacht, was im spiegelverkehrten Schnitzdekor zu erkennen ist. Schmidt erkannte schon die stilistische Nähe zu niederländischen und englischen Stühlen und verwies auf die siebenjährige Wandergesellenzeit Abrahams, die ihn nach Den Haag, Rotterdam, Amsterdam und London führte und die sein Formenrepertoire sicher maßgeblich bereicherte. Erst die neuere Forschung und vor allem die Publikation des Rijksmuseum Amsterdam von Rainier Baarsen 2001 verordnet diese Stühle in die Niederlande, wohl nach Amsterdam, um 1745 - 55.

Provenienz

Niederrheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Vgl. Schmidt, Pantheon 1943, Bd. XXXI, S. 168 ff.
Vgl. einen identischen Stuhl, ehemals Sammlung Thewaldt Köln, bei Schmitz, Deutsche Möbel des Barock und Rokoko, Stuttgart 1923, S. 134.
S.a. Colsman, Möbel Gotik bis Jugendstil. Die Sammlung im Museum für Angewandte Kunst Köln, Stuttgart 1999, Nr. 135, S. 248 f., fünf Stühle und ein Armlehnsessel, bezeichnet als "rheinisch", Dauerleihgabe aus Kölner Rathausbesitz.
Vgl. Kat. Rococo in Nederland, Amsterdam 2001, Nr. 101 u. 102, S. 188 ff, zwei gleiche Stühle und ein Armlehnsessel.