Giannicola  di Paolo, gen. Lo Smicca - Christus als Schmerzensmann - image-1

Lot 2016 Dα

Giannicola di Paolo, gen. Lo Smicca - Christus als Schmerzensmann

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 15.000 € (inkl. Aufgeld)

Giannicola di Paolo, gen. Lo Smicca

Christus als Schmerzensmann

Öl auf Holz. 48 x 50,5 cm.

Christus ist in halber Länge mit hellgrauer Haut dargestellt, wie er aus seinem Grab aufsteigt. Mit einem kräftigen roten Bart und lockigem Haar, das auf seine Schultern fällt, einem kreuzförmigen Heiligenschein und einer Dornenkrone, dem geneigten Kopf und dem Blut, das aus den offenen Wunden tropft, gibt der Maler sein Leiden wieder. Obwohl er zweifellos tot ist, geht von seiner Figur Energie aus; der Maler stellt den Augenblick unmittelbar nach der Kreuzigung und dem anschließenden Tod dar, aber die stehende Figur scheint im Begriff zu sein, wieder aufzuerstehen. Der Raum ist in Vorder-, Mittel- und Hintergrund klar gegliedert, und die zentrale Figur des Christus steht im Mittelpunkt der Erzählung wie auch der Komposition.
Professor Andrea de Marchi schrieb die vorliegende Tafel dem Schüler Peruginos, Giannicola di Paolo zu, der in seiner perugianischen Werkstatt tätig war. Giannicolas Typologie der Figuren und die Verengung von Raum, Perspektive und Schattierungen sind tief von Perugino beeinflusst, von seinen Idealen der Ausgewogenheit und Symmetrie. Das vorliegende Werk - seine realistische Darstellung von Christus, seinen Gesichtszügen und seiner Körperhaltung - ist stark von Peruginos Cristo in pietà (1493-1498) inspiriert, das zuvor in der Cappella des Palazzo dei Priori und jetzt in der Galleria Nazionale dell'Umbria zu sehen war. Weitere Vergleiche lassen sich mit Peruginos Schmerzensmann mit dem heiligen Johannes dem Evangelisten und heiligen Josef von Arimathäa (1470-1490) anstellen, der zuvor in der Chiesa di San Pier Maggiore in Florenz und jetzt in der Sammlung Cassa di Risparmio der Stadt zu finden ist.
Laut Vasari benutzte Perugino Kartons als Grundlage für seine Kompositionen. Ausgehend von den existierenden Modellen wiederholte der Künstler seine Motive, um den zahlreichen Aufträgen gerecht zu werden, die er erhielt. Catherina Higgitt schlug unter anderem vor, dass Giannicola Zugang zu Peruginos Modelli hatte, die er kopierte, um seine eigenen Zeichnungen anzufertigen. Dies würde die frappierenden Ähnlichkeiten mit den oben erwähnten Werken Peruginos erklären.
Die vorliegende Tafel könnte um 1520 datiert werden: zu dieser Zeit arbeitete Giannicola di Paolo noch unter dem Einfluss seines Meisters, sein Stil hatte sich jedoch weiterentwickelt und nahm einige der Einflüsse Raffaels und der Hochrenaissance auf. Das Bild lässt sich sehr gut mit der 1516 für das Collegio del Cambio in Perugia geschaffenen Taufe Christi vergleichen und lässt sich leicht in eine stilistische Parabel zwischen dem Altarbild von Ognissanti (1506) und der Anbetung der Heiligen Drei Könige (späte erste Hälfte des 16. Jahrhunderts) einfügen, die sich heute im Louvre befindet.

Provenienz

Europäische Privatsammlung.