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Lot 10 D

Ernst Wilhelm Nay - In Blockformen

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 180.000 € - 220.000 €
Ergebnis: 275.000 € (inkl. Aufgeld)

Ernst Wilhelm Nay

In Blockformen
1953

Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt. Eine Komposition um 180° gedreht 100 x 110 cm Gerahmt. Jeweils signiert und datiert 'Nay 53'. - Recto am unteren Rand mit kleiner Retusche. Randdoubliert, um die Arbeit beidseitig präsentieren zu können.

Das 1953 entstandene doppelseitige Gemälde „In Blockformen" offenbart eine Abkehr Ernst Wilhelm Nays von jeglichen gegenständlichen Formen. Diese Entwicklung zur reinen Abstraktion geht einher mit dem Umzug des Künstlers vom ländlichen Taunus nach Köln im Jahr 1951. Elisabeth Nay-Scheibler charakterisiert die 1952/1953 in der lebhaften Großstadtatmosphäre geschaffenen Arbeiten als „Rhythmische Bilder", die geprägt sind durch die Affinität des Künstlers zur neuen Musik. Nay besuchte des Öfteren Konzerte von Komponisten wie Arnold Schönberg, Béla Bartok und Paul Hindemith sowie den Avantgardisten wie Pierre Boulez und Luigi Nono und tauschte sich mit diesen über musikalische und malerische Parallelen aus. Die abstrakten Kompositionen dieser Zeit zeigen zumeist einen leicht und dynamisch wirkenden Reigen locker gesetzter, offener Farbformen und Linienstrukturen.
Diese Merkmale finden sich so auch auf der Rückseite von „In Blockformen" - eine Komposition, die der Künstler laut Information von Aurel Scheibler ursprünglich verworfen und übermalt hatte und die erst posthum nach 1990 wieder freigelegt wurde. Sie wird dominiert von großflächigen Farbformen in Braun- und Orangetönen, die durch zackenförmige schwarze Linien und kontrastierende blaue und blaugraue Farbformen belebt werden und sich so zu einer kraftvoll-dynamischen Gesamtkomposition verbinden. Die vorderseitige Komposition weist dagegen einen beruhigten, von weich gerundeten Formen geprägten Charakter auf. Durch das vollständige Fehlen der Linienstrukturen ist hier bereits ein Ausblick auf die Scheibenbilder gegeben, die Nay ab 1955 erarbeitet. Weiße, hellblaue und dunkelblaue Ellipsen schweben zusammen mit abgerundeten kleinen Rechteckformen vor einem harmonischen Zusammenklang verschiedenster Farbkompartimente in Schwarz, Dunkelrot, Dunkelblau und Ocker. Die verbleibenden weißen Partien erscheinen nicht als eigenständige Formen, sondern als stellenweise hell hervorleuchtende Hintergrundfläche, die den Eindruck von schwebender Leichtigkeit unterstreicht.
Nay selber schreibt zu dieser Werkphase: „1952, nach der strengen Einengung, gab es eine starke Auflösung der Bildformen. Doch ist für meine Kunst eine formale Objektivität immer eine direkte Forderung, immer mehr kam Rhythmus zum Austrag - Rhythmus der Fläche. Das Thema des Flächenraums, das eigentlich immer konstant gleich geblieben war, wurde im Sinne ellipsoider Scheinvorgänge gedacht. Hier ganze und eindeutige Klarheit für das Bild zu schaffen hat mich jahrelang beschäftigt, und die Wandlungen habe ich besonders aufmerksam nach diesem Gesichtspunkt hin beobachtet." (zit. nach: Retrospektive E.W. Nay, Ausst.Kat. Köln/Basel/Edinburgh 1991, S.34).

Werkverzeichnis

Scheibler 694

Provenienz

Dr. Wickert, Berlin; Privatsammlung, Berlin; Lempertz Köln, Auktion Zeitgenössische Kunst 1042, 29.11. 2014, lot 514; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen