Edgar Degas - Étude de ciel (Rivage et ciel) - image-1

Lot 25 Dα

Edgar Degas - Étude de ciel (Rivage et ciel)

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 90.000 €
Ergebnis: 93.750 € (inkl. Aufgeld)

Edgar Degas

Étude de ciel (Rivage et ciel)
1869

Pastell auf Papier 23,7 x 35,5 cm Unter Glas gerahmt. Unten links mit der roten Stempelsignatur "Degas" (Lugt 658) sowie nur schwach erkennbar mit dem ovalen roten Stempel "ATELIER ED. DEGAS" (Lugt 657) versehen. - Auf Papier aufgezogen.

Edgar Degas hielt sich im Sommer 1869 in den Seebädern Villers-sur-Mer und Etretat an der französischen Kanalküste auf. Hier entstand unter dem Eindruck des Meeres und des endlos erscheinenden Himmels eine Reihe von Landschaftspastellen - ein Novum für den Großstadtmaler. Tatsächlich blieb diese stimmungsvolle Serie eine singuläre Episode in seinem Oeuvre, da Degas bei der Arbeit im Freien unter Problemen mit seiner Sehkraft zu leiden begann.
In diesen zarten Landschaftsstudien entdeckte Degas erstmals das für sein gesamtes weiteres Schaffen so wichtige Medium der Pastellkreiden für sich und gelangte in der Verwendung dieser Technik schnell zu höchster Ausdruckskraft. „Im Pastell war ein adäquates Sprachmittel gefunden, um die verhaltene Farbigkeit und die Linienarabesken einer Landschaftssilhouette in schnell gesetzten Farbstrichen zu entwickeln. […] Als Cézanne im Aquarell ein ihm angemessenes Medium erkannte, machte Degas, beginnend mit der Landschaftssuite von 1869, das Pastell, neben der Zeichnung mit Bleistiften, Kreiden und Kohle, zu seinem zentralen Darstellungsmittel. Rasch fand er heraus, dass sich in dieser Technik Strichführungen wie selbstverständlich mit malerischer Dichte verbinden oder dass sich feste Stofflichkeit mit zarten, den Papiergrund zur Mitwirkung verhelfenden Transparenzen konfrontieren lässt. Er zeichnete mit Stiften verschiedener Härte, während er mit den Fingerkuppen, mit weichen Pinseln und Wischern malerische Wirkungen zu erzielen vermochte.“ (Götz Adriani, Edgar Degas. Pastelle, Ölskizzen, Zeichnungen, Ausstellungskat. Kunsthalle Tübingen/Nationalgalerie Berlin 1984, Köln 1986, S. 50). Die flüchtigen Naturerscheinungen dieser von Wind und Wolken bestimmten Meereslandschaft, in denen Farben und Helligkeitswerte einem steten Wandel unterworfen sind, erfasste der Künstler meisterhaft in zartesten Nuancierungen.
Er folgt damit den englischen Meistern der Romantik, die sich in den 1820er und 1830er Jahren in intensiven Naturbeobachtungen mit den Erscheinungsphänomenen von Himmel und Wolken beschäftigten. Insbesondere John Constable wurde mit seinen Ölstudien von Wolkenformationen berühmt, denen er sich mit größer Ausführlichkeit und naturwissenschaftlichem Anspruch widmete; sein Zeitgenosse William Turner begann um 1810 mit aquarellierten, atmosphärischen Himmelsbeobachtungen, die er zu dynamischen Abstraktionen steigerte.

Werkverzeichnis

Lemoisne 224; Michel Schulman, Edgar Degas: Digital Critical Catalogue MS-1350

Zertifikat

Wir danken Michel Schulman, Paris, für freundliche Auskünfte

Provenienz

Atelier Degas, 4. Vente, Nr. 49 a; Sammlung Albert Pra, Paris; Vente Pra, Paris, Hôtel Charpentier, 17. Juni 1938, Lot 13; Galerie Schmit, Paris; Privatsammlung, Schweiz

Literaturhinweise

Jacques Lassaigne/Fiorella Minervino, Degas, Paris 1974, Nr. 327 mit Abb. S. 101

Ausstellung

Paris 1975 (Galerie Schmit), Degas, Nr. 12 ("Etude de ciel"); Paris 2005 (Galerie Schmit), Maîtres Francais des XIXème et XXème siècles, Nr. 19 ("Rivage et ciel"), jeweils rückseitig mit dem Galerie-Etikett