Franz Radziwill - Landschaft mit gelben Bäumen - image-1

Lot 38 D

Franz Radziwill - Landschaft mit gelben Bäumen

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 200.000 € (inkl. Aufgeld)

Franz Radziwill

Landschaft mit gelben Bäumen
1922

Öl auf Leinwand auf Holz 79,8 x 85 cm Gerahmt. Unten links rot monogrammiert 'FR'. - Insgesamt in schöner Erhaltung.

Das repräsentative Gemälde aus dem Jahr 1922 ist ein eindrucksvolles Manifest von Franz Radziwills Auseinandersetzung mit der expressionistischen Malerei seiner Zeitgenossen. Der Verzicht auf eine plastische Modellierung der Landschaft zugunsten einer starken Flächigkeit, die stürzende Perspektive, vor allem die grundfarben-betonte Palette belegen unverkennbar, welchen nachhaltigen Eindruck die Arbeiten der Brücke-Künstler, allen voran Schmidt-Rottluff und Erich Heckel, auf den Künstler gehabt haben müssen.
Karl Schmidt-Rottluff hatte Franz Radziwill im April 1921 bei Wilhelm Niemeyer kennengelernt. Er war es auch, der ihm empfahl, Dangast zu entdecken - jenen Ort, der auch für sein eigenes künstlerisches Schaffen so wichtig war. Nachdem Radziwill zunächst zwischen Bremen, Hamburg, Berlin und Dangast pendelte, ließ er sich bereits 1922 in dem Dorf am Jadebusen nieder. Noch im selben Jahr stellte er seine Werke gemeinsam mit denen von Heckel und Schmidt-Rottluff unter dem Titel „Dangaster Künstler im Lappan“ in Oldenburg aus. Drei Jahre später präsentierte der Künstler auch unser Bild dem Oldenburger Publikum.
Dass Franz Radziwill den Expressionismus der Brücke nicht einfach nachahmte, sondern individuell rezipierte und weiterentwickelte, belegt die „Landschaft mit gelben Bäumen“. So erweitert er etwa die von Komplementärkontrasten geprägte Palette in der Verwendung von grau-schwarzen Partien, die im Zusammenspiel mit den chromatischen Akkorden der Häuser, Felder und flammengleichen Bäume ein Stimmungsbild evozieren, welches die Mystik und Magie späterer Werkphasen ankündigt. Unwirklich, beinahe unheimlich wirkt diese Szenerie der leuchtenden Landschaft im Sog eines nächtlich verdunkelten Bildraumes, in dem es für den Betrachter keinen sicheren Halt mehr zu geben scheint.

Werkverzeichnis

Firmenich/Schulze 123

Provenienz

Sammlung Durrieu, Hamburg; 480. Math. Lempertz'sche Kunstverteigerung, Kunst des XX. Jahrhunderts, Köln, 3./4. Dezember 1964, Lot 537; Sammlung Georg Düser sen., Oldenburg; Galleria del Levante, Mailand/München; Galleria d'Arte Stivani, Bologna (mit rückseitigem Papierklebe-Etikett); Privatsammlung, Italien; Privatsammlung, Frankreich

Literaturhinweise

Gerd Presler, Der Maler Franz Radziwill in seiner Frühzeit - 1917-1920/21, unveröffentliches Manuskript 1974, S. 5; Gerhard Wietek, Franz Radziwill und Wilhelm Niemeyer - Dokumente einer Freundschaft, Oldenburg 1990 S. 108; Gerd Presler, Franz Radziwill, Die Druckgraphik, Karlsruhe 1993 mit Abb. S. 23

Ausstellung

Oldenburg 1925 (Augusteum/Vereinigung für junge Kunst), Franz Radziwill, Kat. Nr. 22; Hamburg 1927 (Kunstverein), Europäische Kunst der Gegenwart, Kat. Nr. 125; Berlin 1968 (Messehallen am Funkturm), Juryfreie Kunstaustellung 1968 mit historischer Sonderabteilung, Kat. Nr. 45