Lot 51 Dα

„Was an der Wirklichkeit ausdrucksvoll ist, hole ich heraus, stelle ich einfach dar, ohne Umschweife, ohne Drum und Dran. So bleibt die Vollständigkeit der Naturerscheinung ausser acht, die Formen sammeln in Umrissen, die Farben zu Flächen, es entstehen Abrisse der Welt, Bilder.“ - So schreibt Gabriele Münter in einem undatierten Manuskript. (zit. nach: Ausst Kat. Gabriele Münter. Malen ohne Umschweife. Lenbachhaus München/Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek/Museum Ludwig, Köln 2018/2019).
Im Jahr 1902 besucht Gabriele Münter verschiedene Kurse an der Phalanx-Schule für Malerei in München, darunter auch die Malklasse bei Wassily Kandinsky. In diesem Zeitraum fertigt sie ihre ersten Ölgemälde und übt sich in der, zu dieser Zeit auch für Kandinsky wichtigen, Spachteltechnik, deren klar akzentuierter Farbauftrag sich auf dem hier angebotenen Werk deutlich erkennen lässt.
Die vorliegende Arbeit zählt zu Münters frühesten Landschaftsbildern - ein Sujet, dass ihr gesamtes Oeuvre prägen sollte. Anregung für die facettenreichen Darstellungen der sie umgebenden Landschaft findet die Künstlerin auf Reisen oder in ihrer Wahlheimat München und Umgebung. Die Werke bezeugen Münters sensibles Gespür für die unterschiedlichen Charakteristika, Stimmungen und Zustände der sie umgebenden Räume - als „Abrisse der Welt“ bannt sie diese mit unvermittelter Direktheit auf die Leinwand.