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Lot 64 Dα

Henri Martin - Muse à la lyre

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 160.000 €

Henri Martin

Muse à la lyre
Um 1890

Öl auf Leinwand 97 x 104 cm Gerahmt. Unten rechts dunkelblau monogrammiert 'HGM' (ligiert) - In sehr guter Erhaltung.

Dieses herausragende Werk aus der symbolistischen frühen Schaffensphase Henri Guillaume Martins entstand wohl als Auftragswerk für einen Toulouser Sammler. Martin war selbst aus Toulouse gebürtig und studierte an der dortigen Kunstakademie, bevor er seine Ausbildung in Paris fortsetzte. Eine Studienreise nach Italien brachte entscheidende künstlerische Impulse, die mediterranen Lichtverhältnisse und das Kolorit italienischer Fresken fanden Eingang in sein neoimpressionistisches Werk.
Ab 1890 prägten symbolistische Tendenzen seine Malerei, Martin griff vor allem allegorische Themen auf und setzte sie in lichterfüllte, zartfarbige Kompositionen um, seine Malweise näherte sich dabei dem Pointillismus an. Die neun Musen, die der antiken Mythologie zufolge ihre schützenden Hände über die schönen Künste und die Wissenschaft hielten, nahmen eine besonders prominente Stellung in seinen Sujets ein.
Qua ihres Instrumentes als Terpsichore oder als Erato, die Musen der Chorlyrik und des Tanzes bzw. der Liebesdichtung, ausgewiesen, diente unsere „Muse à la lyre“ als künstlerische und intellektuelle Inspiration. Sie präsentiert sich nicht als die ätherisch-anonyme Mädchenfigur anderer Musendarstellungen Martins, sondern als erwachsene, ernsthafte Musikerin mit individuellen Gesichtszügen, die an ein Porträt denken lassen. Die Lyra nimmt prominent die Bildmitte ein, Instrument und Musikerin sind als kompositorische Einheit an den vorderen Bildrand gerückt, der lichte Frühlingswald bildet die stimmungsvolle Folie. In ihrer sitzenden Position kommt die Dargestellte einer antik-römischen Marmorskulptur der Terpsichore aus dem 2. Jahrhundert nahe, welche sich in der Antikensammlung Pio-Clementino in den Vatikanischen Museen befindet (s. Vergleichsabb.), Martin könnte sie während seiner Italienreise gesehen haben.
Aus kurzen, locker gesetzten Pinselstrichen ließ der Künstler eine flirrende, lichtdurchsetzte Komposition entstehen, die von Gold-, Rosé- und Grüntönen beherrscht wird. Der aufwendige, originale Rahmen bildet mit dem Gemälde eine prachtvolle künstlerische Einheit.

Zertifikat

Wir danken Marie-Anne Destrebecq-Martin für freundliche Bestätigung

Provenienz

Sammlung Marsan, Toulouse; Sammlung De Montbel, Paris; Privatsammlung, Schweiz