Otto Mueller
Zigeunermadonna (Zigeunerin mit Kind vorm Wagenrad)
1926-1927
Original-Farblithographie von 3 Farbsteinen, der Hintergrund vom Künstler grün aquarelliert, auf bräunlichem Papier 70 x 50,3 cm (70,2 x 50,3 cm) Unsigniert. Rückseitig mit dem Stempel "OM Nachlass Prof. Otto Müller Breslau" (Lugt 1829d) versehen. Eines von 60 Exemplaren. Blatt 9 der 9 Farblithographien umfassenden Mappe "Zigeuner", von Otto Mueller 1927 herausgegeben und bei Lange, Akademie Breslau gedruckt. - Farbfrischer kräftiger Druck. Einzelne sehr kurze Randeinrisse, die untere linke Ecke mit schwacher Knickfalte.
Die aufwändig produzierte „Zigeuner“-Mappe stellt einen Höhepunkt der deutschen expressionistischen Druckgraphik dar. Als Inkunabel und wichtigstes Blatt darin darf man die hier vorliegende handkolorierte Farblithographie „Zigeunermadonna“ begreifen, die durch ihre differenzierte Farbigkeit überzeugt.
Das Thema der Mutter-Kind-Gruppe ist christologisch interpretiert, so versteht sich das Wagenrad des im Hintergrund stehenden Planwagens als Heiligenschein. Ähnlich seinen Mitstreitern in der Künstlervereinigung „Brücke“ trieb auch Mueller die Lust und Neugier am Exotischen zu der Ethnie des fahrenden Volks, der „Zigeuner“, der Sinti und Roma. In einem Großteil seines künstlerischen Schaffens, seinen Gemälden und Zeichnungen wie seiner Druckgraphik beschäftigt er sich mit Motiven dieser Thematik. Er findet gleichsam vor seiner Haustür eine ihm unbekannte, teils archaische einfache Lebensform, die dem modernen Europa in mystischer Überhöhung als Sehnsuchtsmotiv dienen konnte.
Werkverzeichnis
Karsch 168
Provenienz
Sammlung Werner Haftmann, Berlin; Privatsammlung, Süddeutschland