Carl Moll - Bauernhof im Marchfeld - image-1

Lot 94 Dα

Carl Moll - Bauernhof im Marchfeld

Auktion 1177 - Übersicht Köln
17.06.2021, 18:00 - Moderne/Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 76.250 € (inkl. Aufgeld)

Carl Moll

Bauernhof im Marchfeld
Vor 1900

Öl auf Leinwand, doubliert 75,5 x 68,5 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert 'C Moll'. - Rückseitig auf dem Keilrahmen mit dem Stempel des von Carl Moll favorisierten Rahmenmachers "A. Chramosta / Zur Stadt Düsseldorf / WIEN / I. Kärntnerstraße 58" versehen. - Mit Retuschen und kleinen Farbausbrüchen vornehmlich im Unterrand.

„Die Durchsetzung der Wiener Moderne als internationaler Player in der […] Kunstwelt wurde über ihre Plattform, die Secession möglich. […] Bereits lange vor dem ersten spektakulären Auftritt mit 354 Exponaten beobachtete […] Carl Moll die zeitgenössische Szene in Paris. Dort weckten postimpressionistische Tendenzen wie Neoimpressionismus und Pointillismus Molls Interesse an einer Visualisierung der Gegenstandswelt mittels Reflexion von Licht- und Farbwahrnehmungen. Der optische Eindruck als Basis seiner Kunst blieb eine Konstante bis ins Spätwerk.“ (Cornelia Cabuk, Carl Moll, Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2020, S. 31). In den 1890er Jahren ist Carl Molls Werk von städtischen Veduten und Landschaften geprägt, das Interesse an Interieurdarstellungen nimmt zu und in der IV. Seccionsausstellung 1899 zeigt er neue Interieurs. Speisezimmer, in denen das Hauptaugenmerk auf dem prachtvoll mit kostbaren Porzellanen, Gläsern und Tafelsilber gedeckten Tisch gelegt ist, und die geradezu eine differenzierte Lichtgestaltung herausfordern, setzen neue Maßstäbe. „Mit dieser Ikonografie [der Interieurs von Speisezimmern u.a.] einer ‚zukunftsorientierten Nostalgie' identifizierte sich sein Sammlerkreis.“ (ebenda).
„Bauernhof im Marchfeld“, der eng gefasste Ausschnitt eines Hofensembles, ist in seinem architektonischen Bildaufbau der Szenerie eines Interieurs nicht unähnlich. Die eigentümliche Intimität vermag den Betrachter mit warmer Geste in ihren Bann zu ziehen. Die Lichtregie und die starken Hell-Dunkelkontraste in komplementärer Farbsetzung sprechen gleichsam auch den Gesichts- und Geruchssinn an. Glattes Entengefieder im kühlen Gras unter dem schattenspendenden Blätterdach regen taktile Reize an, man meint das Heu des Schobers in seinem spezifischen Geruch wahrzunehmen. Die bäuerliche Szene vermittelt das Bild einer grünen Oase in der flirrenden Hitze eines Sommertages und ist typisch für die sensualistisch gestalteten, geheimnisvoll wirkenden Landschaften, die um den Wechsel des Jahrhunderts entstehen.

Werkverzeichnis

Cabuk GE 145 (o. Abb.); Digitales Werkverzeichnis

Zertifikat

Wir danken Cornelia Cabuk, Belvedere Wien, für bestätigende wissenschaftliche Hinweise.

Provenienz

Galerie Würthle, Wien (1985 erworben); Privatbesitz Hessen

Literaturhinweise

Monika Fritz, Der Wiener Maler Carl Moll, Diss. phil. Universität Innsbruck, Innsbruck 1962, Kat. Nr. 169

Ausstellung

Wien 1900, Secession VII, S. 20, Kat. Nr. 36