Paar Kaminböcke mit liegenden Löwen und Drachen
Feuervergoldete Bronze. Fein ziselierte Bronzeplastiken, in einem Stück gegossen mit den schrägen gegenständigen Postamenten. Hinten geöffnet. H 37, B 31,5 bzw. H 36,5, B 30 cm.
Paris, Charles Cressent, zugeschrieben, um 1725 - 35.
Kamin- oder Feuerböcke, französisch „chenets“ dienten dazu, das Feuerholz im Kamin zu halten und eine Absperrung zu schaffen, die den Aufenthalt in der Nähe des Feuers ungefährlicher machte. Die langen, auf dem Boden aufstoßenden Roben der Damen waren stets brandgefährdet. André Charles Boulle entwarf und publizierte als erster Gestalter „Grilles pour Cheminées“, die auf der Raumseite eine feuervergoldete Bronze hatten, eine Urne oder auch vasenhaltende Figuren, hinten aber, auf der Kaminseite, materialsparend geöffnet waren. Sie wurden verschraubt mit eisernen Stegen, die bis ins Feuer reichten und den Brand begrenzten.
Charles Cressent (1685 - 1768) entstammte einer Familie von Künstlern und Kunsthandwerkern. Sein Vater war François Cressent, sculpteur du roi. So wurde auch Charles Cressent als Bildhauer und Ebenist ausgebildet, sein Lehrer war der berühmte Kabinettbauer und Bronzier André Charles Boulle, der eine Werkstatt unter der Grande Gallerie des Louvre betrieb. Seine Möbel und Bronzen waren schon zu seinen Lebzeiten weit über eine Gebrauchsfunktion erhaben, sie galten als Repräsentations- und Kunstobjekte. Für Charles Cressent war er offensichtlich das große Vorbild, denn er ließ ebenso wie Boulle seine Bronzen in seiner eigenen Werkstatt gießen und fertigstellen, was immer wieder zu Auseinandersetzungen und sogar Prozessen mit den metallverarbeitenden Zünften der fondeurs-ciseleurs (Gießer und Ziseleure) und ciseleurs-doreurs (Ziseleure und Vergolder) führte.
Neben den mit beeindruckenden, teilweise vollplastischen Bronzebeschlägen dekorierten Möbeln war einer seiner ersten großen Aufträge eine Bronzebüste von Louis d'Orléans, Herzog von Chartres und Sohn von Philippe d'Orléans, Herzog von Orléans. Für ihn baute er auch das berühmte Paar Medaillenkabinette, das sich heute in der Bibliothèque Nationale befindet. Cressents Bronzeschöpfungen sind in jeder Hinsicht außerordentlich, in Entwurf und der Ausführung zählen sie zum Feinsten, was in dieser Zeit erworben werden konnte, wovon auch diese beiden Feuerböcke zeugen.
1750 organisierte Cressent aus finanziellen Gründen eine Versteigerung seines Lagerbestands und seiner Sammlungen, für die er selbst den Katalog schrieb. Das stellte sich als eine sehr gelungene Werbemaßnahme heraus, denn Cressent trat dadurch wieder in den Focus der Öffentlichkeit und erhielt neue Aufträge. Im Jahr 1756, bevor er seine Tätigkeit einstellte, bot er erneut seine Bestände an. Danach widmete er sich dem Aufbau seiner Sammlungen bis zu seinem Tod im Jahr 1768.
Literaturhinweise
Vgl. Pradère, Charles Cressent sculpteur, ébéniste du Régent, Dijon 2003, Nr. 276, ein weiteres gleiches Paar Kaminböcke, ehemals Sammlung d'Ennery, 1786 versteigert.
Vgl. den Sockel eines Kaminbocks mit dem Drachen und dem kurbayerischen Wappen, die gleichfalls um 1720 in Paris gefertigt wurden (bei Ottomeyer/Pröschel, Vergoldete Bronzen, Bd. I, München 1986, Abb. 1.10.16).