Reiseservice im Koffer
Silber; vergoldet. Bestehend aus Ecuelle mit Teller, Tasse mit Untertasse, Eierbecher, Salière, Messer, Gabel, Löffel, Kaffeelöffel und Obstmesser mit Stahlklinge. Die Ecuelle auf einem eingezogenen Fuß; die Wandung mit reliefiertem klassizistischem Dekor zwischen antikisierenden Maskarons. Die gegenständigen Handhaben enden in fein ziselierten, Lorbeerbögen haltenden Amoretten. Der wenig aufgewölbte Deckel mit graviertem Blätterkranz und einem plastisch gestalteten Nachtfalter als Knauf. Die übrigen Teile mit entsprechendem Dekor; die Wandungen und die Bestecke mit graviertem Ligaturmonogramm AMQ. Im konfektionierten, mit rotem, goldgeprägtem Leder bezogenen und mit grünem Samt gefütterten Koffer. Marken: Pariser Garantie für Feingehalt 950, 1809 - 19, MZ Jean-Baptiste-Claude Odiot (1785 - 1850, Rosenberg Nr. 6573, 6588, 6597, Arminjon Nr. 1592). Löffel und Gabel mit Pariser Garantie für Feingehalt 950, 1798 - 1809, MZ Pierre-Benoit Lorillon (ab 1788), das Messer 1809 - 19, mit MZ François-Charles Gavet (ab 1798, Arminjon Nr. 2857, 1114). H der Ecuelle 13; Durchmesser des Tellers 21,5 cm. Gesamtgewicht ohne Messer 2.076 g. H des Koffers 23,5, B 38,5; T 25,5 cm.
Paris, Jean-Baptiste-Claude Odiot, 1809 - 19.
Die Goldschmiededynastie der Odiots begann bereits um 1690 mit Jean-Baptiste-Gaspard, einem der Hoflieferanten König Ludwigs XIV.
Sein Enkelsohn, Jean-Baptiste-Claude, führte, wie zuvor schon sein Vater, die Familientradition im 18. und 19. Jahrhundert fort und erhielt bedeutende Bestellungen vom Hof Napoleon Bonapartes - darunter so prestigeträchtige Aufträge wie die Fertigung des Krönungsschwertes für den Kaiser oder, im Jahr 1812 in Zusammenarbeit mit Thomire und Pierre-Paul Prudh'on, die prunkvolle Wiege für den König von Rom, ein Geschenk der Stadt Paris an den neugeborenen Thronfolger, das sich heute in der Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet.
Odiots unverwechselbarer Stil mit Zitaten aus der griechischen Antike und dem ägyptischen Altertum verhalf ihm zu Aufträgen nahezu aller europäischer Herrscherhäuser; die Spuren seines Schaffens befinden sich heute weltweit in den großen öffentlichen Sammlungen.
Literaturhinweise
Vgl. Frégnac, Les Grand Orfèvres de Louis XIII à Charles X, Lausanne 1965, S. 290 ff. Zu Odiot vgl. auch Gay-Mazuel, Odiot, Un Atelier d'Orfèvrerie, Paris 2017, mit zahlreichen Abbildungen.