Seltenes Déjeuner mit fliegenden Kindern
Seltenes Déjeuner mit fliegenden Kindern
Porzellan, königsblauer Unterglasurfond (sog. bleu royale), farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Bestehend aus einem oval-passigem Tablett, einer Teekanne und Zuckerdose mit zugehörigen Deckeln, Milchkanne, zwei Tassen mit zugehörigen UT und zwei Löffeln. Alle Teile dekoriert mit sattem kobaltblauem Fond und goldradierten Rocaillen- und Palmettenreserven mit Blütenbehang und Spalierwerk. In den Reserven feinste Malereien verschiedener Putti mit farbenfrohen Tuchdraperien und Blüten verziert, auf üppigen Wolken sitzend. Auf den Deckeln, in den vier Reserven der Fahne des Tabletts und den Laffen der Löffel ihre in Wolken gebetteten Attribute. Blaumarke Schwerter mit Punkt, drei blaue Punkte, Dreherzeichen H für Johann Gottfried Richter, Presszeichen K und 32 (Tablett, Zuckerdose, UTs), geritzt D (Tassen) und T. A. (Milchkanne). Restauriert. Tablett B 31,7, T 24, Kanne H 9 cm.
Meissen, um 1775 - 80, der Dekor Johann George Loehnig, zugeschrieben.
Ganz dem Zeitgeschmack entsprechend orientierte sich die Meissener Manufaktur bei diesem Déjeuner nicht nur in Form, sondern auch in Farbe und Dekor an den Produkten der Manufaktur in Vincennes. Das strahlende und gleichmäßige Königsblau als Fond, das in Vincennes als "bleu royale" bereits Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgreich hergestellt wurde - allerdings auf pâte tendre, das wegen des geringeren Kaolinanteils eine niedrigere Brenntemperatur zuließ - erreichte in Meissen erst frühestens 1778 unter dem Oberbergamtsassessor Carl Friedrich Wenzel, eine Verbesserung. 1786 entwickelte er schließlich ein neuartiges Fondblau, ein "schöne[s] Gutbrennblau".
Die besonders filigrane Malerei ist Johann George Loehnig (1743 - 1806) zuzuschreiben. Er gehörte in Meißen zwischen 1764 und 1770 zu den "Historien und Genies Mahlern 1. Classe". Noch 1786 wurde er als "Figuren-Mahler vorzüglichster Classe" in den Malerverzeichnissen der Manufaktur gelistet. Die Vorlagen der üppigen und ausdrucksstarken Putti lieferte zumeist Johann Eleazar Zeissig (1737 - 1806), genannt Schenau, der sich wiederum von François Boucher (1703 - 1770) inspirieren ließ.
Provenienz
Sammlung Renate und Tono Dreßen, erworben 1986.
Literaturhinweise
Abgebildet im Kat. Blütenlese, Berlin-München 2018, Nr. 125.
Vgl. ein Service mit ähnlichem Dekor, ebenfalls Loehnig zugeschrieben in der Sammlung des Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, Inv. Nr. G 8,484 (Kat. Triumph der Blauen Schwerter, Leipzig 2010, Nr. 486.)
Eine kleine Kaffeekanne mit Malersignatur in der Porzellansammlung des SKD (Inv. Nr. PE 1564 a, b).
S.a. Rückert, Meissener Porzellan, München 1966, S. 181, Nr. 770, 771, 772.