Heinrich Vogtherr d. Ä. - Anbetung der Könige - image-1

Lot 1510 Dα

Heinrich Vogtherr d. Ä. - Anbetung der Könige

Auktion 1185 - Übersicht Köln
20.11.2021, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €

Heinrich Vogtherr d. Ä.

Anbetung der Könige

Öl auf Holz (parkettiert). 49,5 x 38 cm.
Auf den zwei Steinplatten unten rechts monogrammiert und datiert: HS 1518.

In der Gestaltung des unmittelbar an Werke von Lucas Cranach d. Ä. erinnernden Gemäldes lassen sich in der Ausführung der Gewänder und des Schmucks sowie in seinen Landschaftselementen zahlreiche Ähnlichkeiten zu Gemälden erkennen, die dem süddeutschen Maler und Graphiker Heinrich Vogtherr d. Ä. zugeschrieben werden, so zum Beispiel das "Martyrium des Hl. Erasmus" in Aschaffenburg (Bayrische Staatsgemäldesammlungen, Inv. Nr. 6275) oder "Christus und die Ehebrecherin" in Köln (Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. 530).
Unser Gemälde ist unten in der Mitte auf der rechten Seite des Steins mit den Initialen "HS" signiert, wie auch die Aschaffenburger Erasmusmarter. Die Initialen lassen sich mit "Henricus Satrapitanus" auflösen, wie sich Heinrich Vogtherr selber gern nannte (Emmendörfer 1998, op. cit.). Von etwa 1514-1517 ist Vogtherr mehrfach in Leipzig nachweisbar, bis er 1518 wieder nach Augsburg in seine süddeutsche Heimat zurückkehrte. Zweifellos verarbeitete er zahlreiche Motive Cranachs in seinen Werken, darüber hinaus eignete er sich Techniken an, die in der Cranach-Werkstatt angewendet wurden. Möglicherweise arbeitete er sogar zeitweilig in der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. (Gunnar Heydenreich, op. cit., S. 286).
Zur Vorbereitung des aktuell erstellten Gutachtens wurde das Gemälde im September 2021 kunsttechnologisch untersucht, um Aufschluss über die verwendeten Materialien und Techniken zu gewinnen. Die dabei gemachte Infrarotreflektographie (siehe Abb.) zeigt die mit flüssiger Hand vorgenommene nur skizzenhafte Vorzeichnung zur Komposition, die sicher nicht für die Ausführung des Gemäldes durch einen weiteren Gehilfen sondern durch Heinrich Vogtherr selber bestimmt gewesen ist.

Zertifikat

Prof. Dr. Gunnar Heydenreich, Köln 28.9.2021.

Provenienz

1931 aus dem Münchner Kunsthandel erworben. - Seither in süddeutscher Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zu dem Monogramm HS siehe Christoph Emmendörfer: Die selbständigen Cranachschüler. In Ausst.-Kat.: Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgnossen, hg. v. Ingo Sandner, der Wartburg-Stiftung Eisenach und der Fachhochschule Köln (Ausstellung in Eisenach), Regensburg 1998, S. 203-228. - Zur möglichen Tätigkeit Vogtherrs in der Cranach-Werkstatt siehe Gunnar Heydenreich: Lucas Cranach the Elder, Amsterdam 2007, S. 286.