André Derain - Arlequin tenant une guitare - image-1

Lot 20 N

André Derain - Arlequin tenant une guitare

Auktion 1187 - Übersicht Köln
03.12.2021, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 140.000 € - 160.000 €
Ergebnis: 125.000 € (inkl. Aufgeld)

André Derain

Arlequin tenant une guitare
Um 1930

Öl auf Leinwand 116,3 x 89 cm Gerahmt. Unbezeichnet. - In sehr gutem Zustand, zwei sehr kleine Retusche am rechten unteren Bildrand.

André Derain zieht 1907 nach Paris, und er verkehrt schnell in dem Kreis der künstlerischen Avantgarde. 1916 stellt er erstmals in der Galerie Paul Guillaume aus. Nach dem Ende des I. Weltkriegs beauftragt ihn Sergei Diaghelev für ein Ballett mit der Bühnengestaltung, wie der Maler auch noch in den 1930er Jahren für die Pariser Oper Bühnen- und Kostümentwürfe konzipiert. In diesem Zusammenhang dürfte wohl das Interesse an den Figuren der Commedia dell'Arte und dramaturgischen Bildkonzeptionen geweckt worden sein.
Mitte der 1920er entstehen Bildnisse von Pierrot- und Harlekinfiguren wie beispielsweise „Pierrot et Arleqin“ und „Arlequin à la guitare“ (vgl. Ausst. Kat. André Derain, Grand Palais 1977, Kat. Nrn. 38, 39). In seinem lebensgroßen Format und dem Wolkenhimmel, vor dem die Figur sich wirkungsvoll abhebt, reduziert Derain im vorliegenden späteren Gemälde das narrative Moment. So trägt unser Harlekin nicht das typische rautierte Kostüm und musiziert auch nicht auf seiner Gitarre. Bildparallel stehend, wendet sich die Figur an den Betrachter - in dem christologischen Handgestus wie allgemeingültige Fragen des menschlichen Seins an ihn richtend. Das spielerische Moment der Komposition von 1924 weicht hier einer kontemplativen inneren Einkehr. Die Reduktion auf wenige Farben und die Klarheit von Figur und Komposition verleihen dem Harlekin eine Form von klassischer Erhabenheit und Allgemeingültigkeit, die das Werk auch heute noch ungemein modern und zeitgemäß wirken lässt.
Wie viele der Werke Derains war auch das vorliegende im Besitz des Pariser Galeristen Paul Guillaume, dem Fürsprecher der französischen Avantgarde, dessen Sammlung nach seinem Tod vom Staat erworben und sein letztes Domizil im Musée de l'Orangerie erhielt. Unser Bild hingegen wechselte früh in den Besitz des schwedischen Bankdirektors Martin Aronowitsch und nachfolgend in den seines Sohnes Gregor, der zu Beginn der 1930er Jahre in Frankreich Kunstgeschichte studierte. Diese Provenienz unterstreicht rückblickend die Bedeutung, die diesem prachtvollen Gemälde bereits kurz nach seiner Fertigstellung beigemessen wurde.

Werkverzeichnis

Kellermann 1246 (ganzseitige Farbabb. S. 243)

Provenienz

Paul Guillaume, Paris; Svensk-Franska Konstgalleriet, Stockholm; Martin Aronowitsch, Stockholm; Grégor Aronowitsch, Stockholm; Privatsammlung; Christie's London, 28.11.1988, Lot 22; Privatsammlung Schweiz; Christie's London, 24.6.2015, lot 391; Privatsammlung England

Literaturhinweise

Konstrevy journal, Svensk-Franska Konstgalleriet, Stockholm, 1933, S. 33 mit Abb.; J. Baschet, Au temps des Fauves, in: L'Illustration, 9.3.1935, S. 283 mit Abb.; B.G. Wennerg, Mon oeuvre d'Art la plus précieuse, Malmö 1942, S. 150 mit Abb.; G. Aronowitsch, Bukowski – mitt öde, Stockholm, 1968, S.158 mit Abb.

Ausstellung

Stockholm 1954 (Liljevalchs Konsthall), Cézanne till Picasso. Fransk konst i svensk ägo, Nr. 109 (mit dem Etikett auf dem oberen Keilrahmen, "Tsigane au guitare"); Bordeaux 1967 (Galerie des Beaux-Arts), La peinture francaise en Suède, Hommage à Alexander Roslin et à Adolf Ulrik Wertmüller, S. 65, Nr. 70 ("Tsigane à la guitare")