Lot 22 D

„Bob it“ versammelt einen großen Teil von William Copleys klassischem Bildvokabular. In der von grauen Steinquadern und dem Schachbrettmuster der Fliesen bestimmten Umgebung einer Gefängniszelle deutet er eine skandalträchtige und gesetzeswidrige Geschichte an, an der ein nacktes Paar - der Mann noch mit der obligatorischen Melone bekleidet -, ein anklagender Priester, ein Polizist, eine Guillotine sowie ein kleiner Hund beteiligt sind. Was sich hier ereignet hat, bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen.
„Die hervorragende Qualität von Copleys Kunst ist die vollkommene Absenz von Moralismus. In der gegenwärtigen Situation ist das eine bemerkenswerte Leistung, von der wir lernen sollten. In früheren Zeiten war der Moralismus ein Teil der Bedeutung der Kunst. Bilder durften wohl dem Auge gefällig sein, aber sie mussten auch erbaulich sein. Reines Vergnügen kam nicht in Frage. Heute sind wir von dieser Form des Moralismus weitgehend befreit: Sie wurde durch den Moralismus des Stils ersetzt. […] Einige Künstler dieses Jahrhunderts haben sich allerdings nicht groß um Reinheit gekümmert. Die meisten Beobachter haben eine ganze Weile gebraucht, um deren Wichtigkeit als subversive Kräfte gegen den stilistischen Dogmatismus zu erkennen […]. Picabia war so ein subversiver Künstler, besonders in seinen späteren Jahren, und so einer ist Bill Copley“, schreibt Rudi Fuchs über den stilistisch wie thematisch singulären Ausnahmekünstler (Rudi Fuchs, in: William N. Copley, Ausst.Kat. Kunsthalle Bern, Centre Pompidou Paris, Stedelijk Van Abbemuseum Eindhoven 1980/1981, S.3).