Lot 64 D

Dieses in Südfrankreich beheimatete Motiv einer Platanenallee mag in zweierlei Hinsicht für Mela Muter reizvoll gewesen sein - neben der markanten Schönheit der Bäume waren es sicher auch die konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten, die die Perspektive ihr bot.
Die Platane war für die Malerin von besonderer Bedeutung, sie bewunderte die majestätische Gestalt dieser Bäume: „Mit seiner weichen und samtigen Rinde in den Farben blonder Haare und grünen Wassers ist der Platanenbaum der König der Bäume. Er wächst entlang der Straßen, erfüllt kleine Plätze, drängt sich in Gärten hinein, begrenzt Stadtmauern und begleitet den scheidenden Menschen, als ob er ihn niemals alleinlassen wolle...“ (Mela Muter, in: De París a Girona. Mela Muter i els artistes polonesos a Catalunya, Ausst.Kat. Museu d'Art de Girona 2018/19, S. 137, Übersetzung aus dem Katalanischen).
Muter stellte die Bäume in den Mittelpunkt ihrer lebendigen, gleichwohl aber sorgfältig durchkomponierten Darstellung. Der schräg stehende Platanenstamm im Vordergrund bildet die Grundlage der Kompositionsstruktur, die in den Hintergrund fortgeführte Baumreihe folgt einer gleichmäßig gestaffelten Abfolge von diagonaler zu vertikaler Ausrichtung. Das Lineament der Stämme verschränkt sich mit den Fluchtlinien, die entlang der Allee, des Kanals und der parallel zum Weg verlaufenden Mauer scheinbar unendlich tief in den Bildraum hineinführen.
Die markante Rinde der Platanen mit ihrer lebhaften Struktur und der silbrigen Glätte verbindet sich harmonisch mit den warmen Erd- und hellen Grautönen der Umgebung, frische Akzente setzt das Blau von Wasser und Himmel, das sich auch in den Umrisslinien der Stämme wiederfindet. Ein Figurenpaar und angeschnittene Gebäudeformen unterstreichen die von der Künstlerin geschilderte enge Verbindung der Platanen mit dem mediterranen Stadtbild.