Otto Modersohn - Brautzug im Frühling - image-1

Lot 65 Dα

Otto Modersohn - Brautzug im Frühling

Auktion 1187 - Übersicht Köln
03.12.2021, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 62.621 € (inkl. Aufgeld)

Otto Modersohn

Brautzug im Frühling
1905

Öl auf Leinwand 92 x 135,5 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert und datiert 'Otto Modersohn 05'. - Mit wenigen Retuschen, eine mit Leinwandflicken alt hinterlegt mittig der linken Bildpartie. Die untere linke Ecke am Leinwandumschlag etwas berieben.

Mit großer erzählerischer Frische schildert Otto Modersohn in diesem außergewöhnlichen Werk ein festliches Ereignis der Worpsweder Künstlergemeinschaft. Am 26. August 1905 gab seine Schwägerin Bianca Emilie Becker, genannt Milly, die ältere Schwester seiner Ehefrau Paula, dem aus Basel stammenden Kaufmann Johannes Rohland in Scheeßel das Jawort. In seinem Atelierbuch verzeichnete Modersohn das Bild unter dem Titel „Brautzug im Frühling“. Tatsächlich versetzte er die hochsommerliche Hochzeit in eine frühlingshafte Szenerie, die durch kühle frische Farbtöne gekennzeichnet ist. Die Prozession der Hochzeitsgesellschaft lässt er über eine hoch angesetzte Wiese im Bildmittelgrund ziehen, hinterfangen vom Himmel. Die Horizontlinie trennt somit die Bildfläche horizontal in zwei Hälften. In der von weißen Frühlingsblumen durchsetzten Wiese verweist das aufgebrochene Moor inmitten des festlich-zartfarbigen Ambiente auf die urwüchsige norddeutsche Umgebung. Einzelne Bäume und Sträucher mit frisch sprießendem Laubwerk lockern die Landschaft auf. Eine sehr ähnliche Komposition schuf Modersohn bereits 1902 in einer „Hochzeitszug“ betitelten Ölstudie (Otto Modersohn Museum, Fischerhude).
Bei unserem großformatigen Gemälde handelt es sich dementsprechend um eine idealisierte Darstellung, die nur bedingt dokumentarischen Charakter besitzt. Zwei ausgelassen tobende Kinder und ein Hund führen den Hochzeitszug an. Etwas links des Bildzentrums ist das Brautpaar zu sehen, mit einem kleinen Abstand folgt die Festgesellschaft, deren Mitglieder zum Teil identifizierbar sind. Bei dem kräftig ausschreitenden Herrn handelt es sich um Heinrich Vogeler, bei der blonden Frau neben ihm um seine Gattin Martha. Hinter ihnen geht die dunkelhaarige Paula Modersohn-Becker. Die defilierende Gesellschaft in ihren eleganten Festgewändern, die ganz in die Natur eingebettet ist, strahlt eine friedliche Unbeschwertheit aus. Otto Modersohn folgte damit älteren Darstellungen dieses Themas, allen voran dem berühmten gleichnamigen „Brautzug im Frühling“ von Ludwig Richter (1847, Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden).

Zertifikat

Im Atelierbuch Otto Modersohns Winter 1904/1905 verzeichnet mit dem Titel "Brautzug im Frühling (135-92)"; Wir danken Rainer Noeres, Otto Modersohn Museum, Fischerhude für die zusätzlichen freundliche Auskünfte.

Provenienz

Atelier Otto Modersohn (1920er Jahre); Seit drei Generationen Privatsammlung Hamburg