Adolph von Menzel
Vor der Kirche
Gouache und Aquarell auf dünnem Karton. 20,3 x 15,9 cm.
Gerahmt.
Signiert und datiert unten links: A. Menzel 90.
Dieses kleine Pastell fasziniert zunächst durch seine stupende Technik, bei der Menzels lebenslange Beschäftigung mit Kreidestiften und Gouachefarben auf das Schönste zum Tragen kommt. Der zweite Blick gilt dem Bildmotiv selbst. Es ist eine Momentaufnahme, eine Szene, die tagtäglich und überall am Eingang zu einem Kirchenraum stattfinden könnte. Menzel schaut, sieht und malt - kein Sujet ist ihm zu einfach, zu schlicht, zu banal. Hier ist es die Parallelität von zwei unterschiedlichen Lebenswelten, die dem Maler als bildwürdig erschienen sein mag. Dennoch geht es über die einfache Feststellung, dass die einen im Schatten und die anderen im Licht leben, weit hinaus. Vielmehr steht die menschliche und existenzielle Dimension und dessen Schilderung im Mittelpunkt von Menzels künstlerischem Interesse.
In diesen späteren Jahren hat sich Menzel sehr häufig mit Kirchenmotiven beschäftigt. Eine Fülle von Zeichnungen zeigen Portale, Kanzeln oder Altäre, Prozessionen und andere kirchliche Handlungen, ohne dass man dabei von einer religiösen Motivation Menzels im engeren Sinne ausgehen müsste. Die Motive dürften eher mit den Erlebnissen während seiner jährlichen Sommerreisen nach Süddeutschland und den häufigen Aufenthalten in Kissingen, München, Salzburg oder Garmisch zusammenhängen.
Provenienz
Deutsche Privatsammlung.
Literaturhinweise
Hugo von Tschudi (Hg): Adolph von Menzel. Abbildungen seiner Gemälde und Studien. Auf Grund der von der Kgl. National-Galerie im Frühjahr 1905 veranstalteten Ausstellung unter Mitwirkung von Dr. E. Schwedeler-Meyer und Dr. J. Kern, München 1906, S. 168, Nr. 670.