Seltene Missionarsglocke von 1609
Dickwandiger Bronzeguss, schwarzbraun patiniert mit Anflug von Grünspan, schmiedeeisener Klöppel und Hängung. Weit ausschwingende Glockenform mit gewölbter Kronenplatte und kräftigen eckigen Kronenbügeln. Die Wandung oberhalb des Wolms und unterhalb der Schulter profiliert. Zentral ein appliziertes großes Kreuz (Cruz de Pascua) auf drei pyramidal angeordneten Stufen, links und rechts daneben je eine kleine Ovalplakette mit viergeteiltem Wappenschild, bekrönt von Mitra und Krummstab. Um den Mantel drei weitere Wappenschilde auf Rundplaketten. Unter der Schulter auf großen Plaketten das Datum "1609", flankiert von Fleur de lys. Kleinere Kerben um den Rand, der Klöppel und die Hängung mit Rostanflug. Kanneliertes Band um die Schulter berieben/poliert (evtl. aufgrund einer früheren Halterung?). H 42, D 34,7 cm, Gewicht ca. 32,5 kg.
Spanien/ iberische Halbinsel, 1609.
Über die Geschichte der interessanten frühen Bronzeglocke ist nichts bekannt, aber es gibt vergleichbare Objekte im Museo de la Campana, Colección Abel Portilla, in San Mamés de Meruelo, woraus wir schließen können, dass die Glocke in Spanien produziert wurde.
Das von den spanischen Habsburgern regierte Königreich Spanien umfasste zu Beginn des 17. Jahrhunderts weite Teile Italiens, Frankreichs und der Niederlande, durch die spanische Kolonialisierung auch Südamerika, Teile von Afrika und Asien, darunter Spanisch-Ostindien. Nach dem Ende der spanisch-portugiesischen Reconquista und der Einnahme Granadas 1492 durch Isabella I. von Kastilien (1451 - 1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452 - 1516) rückte die Christianisierung der rückeroberten, aber auch der in Übersee eroberten Gebiete in den Focus. Vor diesem Hintergrund könnte das viergeteilte Wappenschild mit der Verbindung aus Stern von Lakshmi und Fleur de lys unter Mitra und Krummstab darauf hindeuten, dass die Glocke für eine indische Mission gedacht war.
Provenienz
Niederländische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Vergleichbare Glocken mit ähnlichen Dekorelemente (z.B. Kreuz auf Sockel) in der Sammlung des Museo Abel Portilla in San Mamés de Meruelo, Cantabria, Spanien (https://www.campanashportilla.com/galeria.html).
S.a. Riuz de Gopegui, Los Almireces Españoles, 2005, S. 20 ff.