Flache Tabatière mit Goldpiqué
Schildpatt, graviertes Perlmutt, Gold, feuervergoldetes Messing. Auf dem profilierten Deckel eine äußerst fein gravierte und intarsierte süditalienische Hafenlandschaft mit vier Figuren, darunter ein Angler, rechts ein sitzender Hund. Winzige Chips um die Ränder. H 1,2, B 8, T 5,8 cm.
Neapel, zugeschrieben, zweites Viertel 18. Jh.
Neapel entwickelte sich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem Zentrum für die kunstvolle Verarbeitung von exotischen Materialien wie Koralle und Schildpatt, spezialisiert auf feinste Einlegearbeiten. Im 18. Jahrhundert stieg die Nachfrage, nicht zuletzt durch den Tourismus der Grand Tour. Werkstätten wie Della Torre und Sarao perfektionierten die Piqué-Technik, schufen atemberaubende Kunstobjekte mit feinsten Details. Schildpatt bot sich als Grundmaterial für Piqué an, denn es konnte durch Erwärmung leicht verbogen und gebohrt bzw. geöffnet werden für die kleinen Goldintarsien. Erkaltete das Material, schloss es sich wieder. Dieser Technik ist es zu verdanken, dass die Objekte heute noch tadellos erhalten sind.
Provenienz
Innen Klebeetikett einer früheren "Sammlung R.S.P. 829".
Erworben bei Kunstkammer Georg Laue, München.
Süddeutscher Adelsbesitz.
Literaturhinweise
Vgl. Los LLanos/Grégoire, Boîtes en or et objects de vertu. Musée Cognacq-Jay Les Collections, Paris 2011, Kat.Nr. 221, eine Tabatière in derselben Form mit gleichem Dekor, ohne Schildpatt, Frankreich, zugeschrieben, um 1730-40.
Vgl. Kugel, Complètement Piqué. Le fol art de l'écaille à lacourt de Naples, Mailand-Paris 2018, Kat.Nr. 30, zwei ähnlich dekorierte Schatullen, Giuseppe Sarao, zugeschrieben, um 1735-45.
S.a. The Metropolitan Museum of Art New York, Inv.Nr. 03.26.6.