Lot 12 N

„Indem er Malerei auf das Zeichen und seine unumgängliche Ausdehnung, die Linie, also auf ihre Wesenheit reduziert, findet er eine Methode der Darstellung, die seine allerfeinsten Regungen psychologischer und physiologischer Art aufzeichnen kann. Und da das Graphische seiner Kunst die Möglichkeit der Sprache und dadurch des Schreibens innerhalb des Malens erschließt, kann er seine Empfindungen noch ausgeprägter äußern. Zeitweilig weist sein Werk eine fast qualvolle Verletzlichkeit auf und ist dann ein intimes Tagebuch seines emotionalen Lebens, das in der Kunst des 20. Jahrhunderts kaum Vergleichbares hat“, schreibt Roberta Smith über die beispiellose Ausdrucksfähigkeit Cy Twomblys (Roberta Smith, Der große Mittler, in: Harald Szeemann (Hg.), Cy Twombly, Bilder, Arbeiten auf Papier, Skulpturen, München 1987, S.13).
Die hier angebotene bedeutende Komposition aus dem für sein zeichnerisches Oeuvre sehr produktiven Jahr 1963 verdichtet sich in einem vertikalen Aufbau in der Mitte des Bildraumes. Rechtwinklige, architektonisch anmutende Elemente verbinden sich mit organisch ausgeformten Schraffuren. In Zusammenhang mit der farblichen Beschränkung auf Schwarz und Rot lassen sich Assoziation zu einer Herdstelle mit Feuer und Rauch ziehen. Skripturale Elemente im unteren Teil der Komposition gehen fließend über in die Signatur des Künstlers. Kulturelles Wissen, ästhetische Erfahrungen und emotionale Verfassung verbinden sich zu einer bildnerischen Aussage von zeitloser Gültigkeit.