Odilon Redon - Figure en rouge assise sur un rocher - image-1

Lot 40 Dα

Odilon Redon - Figure en rouge assise sur un rocher

Auktion 1200 - Übersicht Köln
01.06.2022, 18:00 - Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 75.600 € (inkl. Aufgeld)

Odilon Redon

Figure en rouge assise sur un rocher

Öl auf Karton. 27 x 22,2 cm. Oben rechts rot signiert 'ODILON REDON'. - Oberflächlich fachmännisch gereinigt. Einige kleine Retuschen überwiegend im Randbereich.

Obwohl Altersgenosse der großen französischen Impressionisten, schlug Odilon Redon von Beginn an einen thematisch wie stilistisch eigenständigen Weg ein. Er gilt als wichtigster Vertreter des französischen Symbolismus, doch nimmt sein Werk bereits Elemente des Fauvismus, des Surrealismus und der Abstraktion vorweg.
Sein Oeuvre ist zutiefst persönlich geprägt und kann zu einem gewissen Grad als Abbild seiner privaten Lebensumstände gelesen werden. Redon entwarf seine Motive nicht gezielt und planvoll, sondern überführte seine Traumbilder unmittelbar in Zeichnungen und Malerei – „alles geschieht durch die gefügige Unterwerfung unter das Wirken des Unbewußten“, schrieb er 1898 an seinen späteren Biografen, den Kunstkritiker André Mellerio. Die Literatur avantgardistischer Schriftsteller wie Charles Baudelaire und Edgar Alan Poe bildete einen wichtigen Ausgangspunkt für sein Werk. Auch persönliche Schicksalsschläge und Kriegserlebnisse schlugen sich bildnerisch nieder. Sein frühes Schaffen brachte ein Bestiarium phantastischer Kreaturen hervor – Zwitterwesen aus Mensch, Tier und Pflanze in höhlenartigen Umräumen. Zudem schuf er Naturstudien und mystische Figurendarstellungen in der Natur. Ab etwa 1890 fanden Farbe und Licht Eingang in seine bis dahin von Schwarz dominierte Palette, in lyrischen, farbgewaltigen Pastellen und Ölgemälden vereinen sich nun Porträts und Blumenmotive mit abstrakten Elementen.
Ein rares, besonders eindrucksvolles Beispiel seines malerischen Werkes kann in dieser Auktion angeboten werden. Es versinnbildlicht förmlich den Übergang von der Düsternis der früheren Jahre zu den strahlenden Bildwelten seiner späten Schaffenszeit. Eine androgyne Gestalt mit rotem Umhang, die in einer kargen Felsenkulisse in tiefes Sinnieren oder Trauern versunken ist, verharrt im sepiafarbenen Dunkel, während sich hinter ihr das glühende Goldorange der Abendsonne ausbreitet und eine Gloriole andeutet. Das Gemälde gehört zu einer Werkgruppe einsamer, in Naturschauplätze versetzter Figuren, die sich – wie meist bei Redon – einer gängigen ikonografischen Deutung entziehen. Sie wurde inspiriert von zwei Reisen, die Redon 1861 und 1878 in die Pyrenäen unternahm. „Le sol basque est pour moi comme une patrie ancienne où, certainement, j’ai vécu, souffert et aimé“, schrieb er 1878 tief beeindruckt (zit. nach: Alec Wildenstein, Odilon Redon. Catalogue raisonné de l’oeuvre peint et dessiné, Bd. 1, Paris 1992, S. 225). Die ausgedörrten Felsenlandschaften, die alles beherrschende Sonne und das von Leidenschaft und Melancholie geprägte Wesen der Einheimischen schlagen sich intensiv empfunden in diesem Werk nieder.

Werkverzeichnis

Nicht bei Wildenstein

Zertifikat

Mit einer Expertise des Wildenstein Plattner Institute, New York, vom 1. November 2021. Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Redon Digital Catalogue Raisonné aufgenommen.

Provenienz

Privatbesitz Hessen