Jean Léon Fautrier - Nature morte aux fleurs - image-1

Lot 70 D

Jean Léon Fautrier - Nature morte aux fleurs

Auktion 1200 - Übersicht Köln
01.06.2022, 18:00 - Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 86.940 € (inkl. Aufgeld)

Jean Léon Fautrier

Nature morte aux fleurs
1928

Öl auf Leinwand. 38,5 x 46,5 cm. Gerahmt. Oben rechts schwarz signiert 'Fautrier'.

„Die Schärfe, in der Fautrier das Problem der bildnerischen Repräsentation stellt, ist atemberaubend und revolutionär. Seine Bildwelt, eine Parade sich verändernder, auflösender, zersetzender Gegenstände kommt seiner radikalen Kritik der Malerei und unserer Haltung zu den gewohnten Gegenständen und der Ordnung im ‚normalen‘ Leben entgegen. Die Frage nach dem Wesen der Gegenstände wird in einer Art ‚schwarzem Platonismus‘ gestellt.“ (Sigfried Gohr, Das Glas von Chardin, weitergegeben an Fautrier, in: Ausst. Kat. Jean Fautrier. Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen. Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln 1980, S. 34 f).
Um 1926 beginnt Jean Fautrier mit der Arbeit an seinen schwarzen Bildern, in denen er Akte und Stillleben durch eingekratzte Konturen und sparsam eingesetzte kühle Farbtöne aus schwarzem Grund hervortreten lässt. In die Reihe dieser nocturnen Werke mit magisch-glühender Atmosphäre reiht sich auch unser delikates Stillleben mit dem leuchtend blauen Blumenstrauß ein.
Für die intensive Wirkung seiner dunklen Stillleben spielen Fautriers Malweise und die von ihm verwendeten Mittel eine besondere Rolle. Es ist die spezifische Materialität dieser Arbeiten, die ihnen nicht nur eine unmittelbare Präsenz einschreibt, sondern sie auch den Kontakt zur Welt halten lässt: „Bereits in seiner 'période noire' bearbeitete Fautrier die Malschicht, indem er die Konturen von Gegenständen hineinkratzte, so dass sich die Linien um die gemalten Blumen und Früchte legten und mit dem schwarzen Grund kontrastierten. […] Die Zeichnung ist dabei nicht Selbstzweck, sie stellt als finale Definition einerseits den Bezug zum Gegenstand her, der dem Bild zugrundeliegt, und andererseits ist sie das Gegenstück zur Materie, dem offenen, noch unbestimmten Grund der Darstellung.“ (Dieter Schwarz, Fragen zu Fautrier, in: Jean Fautrier, Ausst. Kat. Kunstmuseum Winterthur 2017, S. 27).

Provenienz

Privatsammlung, Rheinland

Ausstellung

Winterthur 2017 (Kunstmuseum), Jean Fautrier, Kat. Nr. 26 mit Abb S. 61 (mit rückseitigem Rahmenetikett); Paris 2018 (Musée d’Art Moderne de la Ville), Jean Fautrier