Arshile Gorky - Ohne Titel - image-1

Lot 9 Nα

Arshile Gorky - Ohne Titel

Auktion 1200 - Übersicht Köln
01.06.2022, 18:00 - Evening Sale - Moderne und zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €

Arshile Gorky

Ohne Titel
1946

Bleistift und Farbkreide auf Bütten mit Wasserzeichen "Ingres d'Arches". 31,5 x 48,3 cm. Unter Glas gerahmt. Rechts in der Darstellung signiert und datiert 'A. Gorky 46'. Rückseitig mit einem Papieretikett, dort typographisch mit den Werkangaben. - Im Rand gebräunt und mit Lichtrand.

Arshile Gorky begann ab 1941 als einer der ersten Künstler in Amerika mit den Mitteln der „écriture automatique“ der europäischen Surrealisten zu arbeiten. Malerkollegen wie Willem de Kooning folgten seinem Beispiel ab Mitte der 1940er Jahre.
Bis zu seinem frühen Tod 1948 versuchte Gorky mit dieser Technik, mittels derer das Unbewusste in ein Bild umgesetzt wird, stark emotional belastete Erinnerungen an seine armenische Heimat zu bewältigen. Seine zunächst idyllische Kindheit in Armenien wurde durch die 1915 einsetzende systematische Verfolgung, Deportation und Tötung der armenischen Bevölkerung durch das osmanische Militär jäh beendet. Die Familie wurde auseinandergerissen, die Mutter starb auf der Flucht, dem jungen Gorky gelang es zusammen mit einer Schwester in die USA zu emigrieren.
Ein weiterer, gänzlich anders gelagerter Themenkomplex, der seinem Werk zugrunde liegt, war die intensive Naturbeobachtung von Pflanzen und Tieren. Sie verbanden sich in seinen Gemälden und Zeichnungen zu biomorphen Formen und gingen mit den Verbildlichungen seiner traumatischen Erinnerungen eine Einheit ein. „The linear elements, spontaneously doodled, seem to meander, and the color areas are fluid and spill over the surface. As if possessed by memories and psychic pressures, Gorky improvised abstract amalgams of human, animal, and plant parts, a new order of ‚hybrid‘ organisms, as Breton characterized them. […] Gorky was the first American avant-garde painter to recognize that ‚the vital task was a wedding of abstraction and surrealism‘, as Adolph Gottlieb observed, and that ‚out of these opposites something new could emerge‘.“ (Irving Sandler, Abstract Expressionism and the American Experience: a Reevaluation, Lenox/New York 2009, S. 76).
Wie die beiden hier zum Aufruf kommenden Zeichnungen eindrucksvoll deutlich machen, sind die zutiefst persönlichen Werke Arshile Gorkys trotz der weitgehend spontanen und ungeplanten zeichnerischen Aktion von ausgewogener kompositorischer Schönheit und beinhalten sowohl dramatische als auch lyrische Elemente.

Werkverzeichnis

Arshile Gorky Online Catalogue raisonné D1163

Zertifikat

Mit einer Fotobestätigung von Agnes Gorky Phillips (in Kopie)

Provenienz

Nachlass des Künstlers, Agnes Gorky Phillips 1948; Privatsammlung, 1975; Katherine Komaroff Fine Arts Inc., New York, 1978; Ira und Lori Young, Vancouver/Los Angeles, bis 1999; Privatsammlung Kanada; James Goodman Gallery, New York; Sammlung Gerald Rodolitz, Bangkok, 2007; Privatsammlung, Hongkong

Ausstellung

Los Angeles 1997 (Manny Silverman Gallery), Arshile Gorky: Drawings, Kat. Nr. 1; New York 2004 (Washburn Gallery), The Surrealist Influence, Kat. Nr. 7; New York 2005 (Michael Rosenfeld Gallery), Organic New York, 1941-1949, S. 25 mit Farbabb. (auf der Rahmenrückwand mit dem Etikett)