Lot 225 D

Nach der dunklen Tonigkeit seiner Akademiezeit und der darauffolgenden aufgehellten, verhalten-farbigen Phase seiner mittleren Schaffenszeit kommt Karl Hofer in seinem Spätwerk nach 1945 zu einer intensiven Farbigkeit. Das eindrückliche Porträt des Jungen mit der Pfeife erhält seine besondere Frische durch die freie Behandlung des Lokalkolorits und die komplementären Kontraste von Blau, Gelb, Orangerot und Hellviolett. Hofer baut die Halbfigur aus stark vereinfachten kantigen Farbflächen auf, deren geometrische Qualitäten er teils durch hellgrüne Konturen betont. Er belässt sein Motiv weitgehend in einer zweidimensionalen Flächigkeit, einzig die locker gesetzten Schattenpartien deuten eine Räumlichkeit an. Es entsteht ein Bildnis von großer Ruhe und Klarheit. Im Entstehungsjahr dieses Werkes feierte Karl Hofer seinen 70. Geburtstag, anlässlich dessen Hermann Henselmann über den Künstler schrieb: „Alles, was an ihn herantritt, wird Form. Er ordnet es, er objektiviert es. […] Äußerste Bewahrung des Bewegten und Bewegenden in äußerster Form. Von der Unordnung unberührtes Leben.“ (zit. nach: Karl Hofer 1878-1955, Ausst. Kat. Staatl. Kunsthalle Berlin/Badischer Kunstverein 1978, S. 199)