Sadatsuna Tokuei - Taima mandara - image-1

Lot 203 Dα

Sadatsuna Tokuei - Taima mandara

Auktion 1203 - Übersicht Köln
11.06.2022, 11:00 - Asiatische Kunst
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €

Sadatsuna Tokuei

Taima mandara

Hängerolle. Tusche, Farben, gofun und Gold auf Textil. Sign.: edokoro sakon Sadatsuna und Siegel: Edokoro. Holzkasten.
Dargestellt ist das Reine Land im Westen, das Paradies des Amida butsu, wie es im Sutra kanmuryojukyô beschrieben ist. Im Zentrum thront Amida, die Hände in dharmachakra mudra, auf einem hohen Lotos. Er wird flankiert von den Bodhisattva Kannon und Seishi, die von zahlreichen Bodhisattva niederer Ränge umgeben sind. Die Heilsgestalten befinden sich auf einer Terrasse inmitten eines Lotosteichs. Hier sitzen einerseits Gottheiten auf Lotosblüten, andererseits werden die Gläubigen als Kleinkinder aus den Blüten geboren. Gerahmt wird diese Szene von einer symmetrisch angelegten Palastarchitektur, in der sich zahlreiche weitere Gottheiten aufhalten. Aus dem Himmel schweben auf Wolken Bodhisattva herab.

Links am Bildrand in rechteckigen Feldern ist die Geschichte des indischen Königs Ajatasatru zu sehen, der versuchte, seinen Vater zu ermorden, aber von der Hingabe seiner Mutter zu Amida davon abgehalten wurde. Rechts sind die 13 der 16 Praktiken der Versenkung (jûrokukan) zu sehen, die Buddha der Königin Vaidehi predigte und ihr als Anleitung zur Visualisierung von Amidas Paradies dienen sollten. Die restlichen drei jûrokukan befinden sich am unteren Bildrand und sind in die neun Stufen der Wiedergeburt (kuhon ôjô) aufgeteilt. In der Mitte befindet sich ein Schriftfeld mit dem ursprünglichen Weihetext aus dem Jahr 763.
82,5 cm x 74 cm

Die Malerei ist eine getreue Kopie einer chinesischen gestickten Darstellung des Reinen Landes aus dem 8. Jahrhundert, die nach Japan verbracht wurde und bis heute im Besitz des Tempels Taimadera bei Nara ist. Im 13. Jahrhundert gewann der Glaube an die Wiedergeburt im Reinen Land (jôdo) erneut an Popularität und es entstanden bis tief in die Edo-Zeit zahlreiche gemalte Kopien des originalen Taima mandara, das heute nur mehr in Fragmenten erhalten ist. Es gibt Eins-zu-Eins Kopien (ca. 2 x 2 Meter) aber auch kleinere Formate. Weil diese mandara selten sind und wahrscheinlich anlässlich von nur einmal im Jahr stattfindenden religiösen Zeremonien gezeigt wurden, ist ihr Erhaltungszustand oft erstaunlich gut. In Zusammenhang mit der Popularität der mandara des esoterischen Shingon-Buddhismus wurde auch die Darstellung des Reinen Landes als mandara bezeichnet. Deren Beliebtheit wird auch von den zahllosen, unterschiedlich großen und meist handkolorierten Wiedergaben des Paradieses im Holzdruckverfahren belegt.

Das bemerkenswerteste dieses buddhistischen Gemäldes ist, dass es signiert ist. Sakon Sadatsuna 左近貞綱 gehörte im weitesten Sinne der Kimura Ryôtaku-Werkstatt an, der angesehensten Sippe unabhängiger buddhistischer Maler (ebusshi 絵仏師) der Edo-Zeit, die bereits seit der Muromachi-Zeit in Kyoto für den Kaiser sowie aristokratische Familien und später für das Shogunat tätig waren. Im 17. Jahrhundert entstanden mehrere Nebenlinien. Sadatsuna gehörte der Kimura Tokuô 木村徳応-Linie an und bezeichnete sich selbst als Tokuei 徳栄 II.

Von Sadatsuna sind rund 40 Priesterportraits (chinzô) und rund zehn buddhistische Malereien bekannt. Während die chinzô zwischen 1664 und 1688 datiert sind, weist unter den buddhistischen Malereien nur ein Bild des Buddha auf dem Sterbebett eine Datierung auf das Jahr 1680 auf. Bemerkenswert ist, dass bei der Vielfalt buddhistischer figürlicher Themen, von denen sich kaum welche wiederholen, nur ein weiteres Taima mandara (118,2 x 99 cm, Privatsammlung, Japan) bekannt ist (Higuchi, S. 12-14).

Sadatsuna signierte immer wieder in unterschiedlicher Weise, wobei er auch — wie auf dem vorliegenden Bild — den Titel edokoro sakon 絵所左近 verwendete. Das edokoro war ein Malerbüro, das mit dem Kaiserhof oder einem Tempel in Verbindung stand. Das höfische edokoro protegierte Maler der Kano- und Tosa-Schulen, die den Ehrentitel Fujiwara führen durften und Bilder im Auftrag für den privaten und offiziellen Gebrauch schufen. Die häufigste Bezeichnung ist edokoro azukari 絵所預, was sich mit „Vorstand des Malbüros“ übersetzen lässt. Der Titel edokoro sakon hingegen ist nicht so bekannt und klar definierbar. Mit edokoro sakon signierte Sadatsuna in den Jahren von ca. 1664 bis 1676.

Provenienz

Privatsammlung, erworben in den 1970er-Jahren

Literaturhinweise

Patricia J. Graham, Faith and Power in Japanese Buddhist Art 1600-2005 Honolulu 2007
Tomoyuki Higuchi, Ebusshi Tokuo, Sadatsuna no shozo-ga seisaku ni tuite, in: Sendai-shi Hakubutsukan chosa kenkyu hokoku, no. 25, 2005, S. 1-21.
Mutsumi Kadowaki, Kinsei ebusshi (Tokuetsu, Tokuo, Sadatsuna [Tokuei]) no shozo-ga seisaku, in: Kajima Bijutsu Zaidan nenpo, No. 32, 2014, S. 460-469.