Lot 1553 D α

Aert van der Neer - Flusslandschaft im Mondschein

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €

Aert van der Neer

Flusslandschaft im Mondschein

Öl auf Leinwand (doubliert). 51,5 x 71 cm.
Monogrammiert unten rechts: AVN (AV ligiert).

Ein Kanal, gesäumt von Bäumen und Häusern, zieht sich in die Tiefe, in der Ferne ragt der Turm einer Kirche in den nächtlichen Himmel. Stille liegt über der Dorflandschaft, die allein durch den fahlen Schein des Mondes beleuchtet wird. Die nächtliche Szenerie ist menschenleer, nur zwei Jäger rasten am Kanal unter einem Baum.
Komposition und Lichtführung sind wohlkalkuliert. Der Kanal nimmt im Vordergrund nahezu die gesamte Breite des Bildes ein und verjüngt sich, so dass Tiefenräumlichkeit erzeugt wird. Den gleichen Effekt erzielt das unmittelbare Nebeneinander von hohen Bäumen im Vordergrund und Kirchturm in der Ferne, das Nebeneinander von Nah und Fern. Der Kanal lenkt den Blick des Betrachters nicht nur zum entferntesten Punkt im Bild, sondern auch zum hellsten; über dem Fluchtpunkt befindet sich der Mond, verdeckt von Wolken, die einzige Quelle für das Bildlicht. Die Farbpalette ist reduziert auf Braun-, Grün- und Grautöne, die nahezu monochrome dunkle Farbpalette lässt den silbrig-goldenen Mondschein und seine Spiegelung im Wasser umso effektvoller wirken.
Wie geschickt der Künstler Licht und Farbe einsetzt, zeigt sich an einem Beispiel: Der kräftigste Farbton im Bild, die leuchtendrote Jacke des Jägers, befindet sich am rechten unteren Bildrand, an der dunkelsten Stelle im Bild, die zugleich auch die vorderste Ebene im Bildraum darstellt. Der kräftigste Farbtupfer im Vordergrund, der Jäger, und die hellste Stelle im Bild, der Mond, markieren somit die größte Entfernung innerhalb der Landschaft, auch dadurch wird Tiefenräumlichkeit erzeugt.
Aert van der Neer wurde bereits zu Lebzeiten für derartige stimmungsvolle nächtliche Landschaften bei Mondlicht geschätzt, die er in den 1640er Jahren zum ersten Mal gemalt hat. Sie sind zu seinem Markenzeichen geworden, obwohl er auch Wald- und Winterlandschaften gemalt hat.

Provenienz

Auktion Dorotheum, Wien, 25.5.1973, Lot 101. - Kunsthandlung J. O. Leegenhoek, Paris, 1973. - Deutsche Privatsammlung.