Lot 1705 D α

Joseph Coomans - Überfall der Römer auf die Usipeter und Tenctener

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Joseph Coomans

Überfall der Römer auf die Usipeter und Tenctener

Öl auf Leinwand (doubliert). 192 x 277 cm.
Signiert und datiert unten links: Joseph Coomans. 1856..

Der belgische Historien- und Genremaler Pierre Joseph Coomans folgte im Auftrag von Königin Louise-Marie von Orleans 1843-45 der französischen Armee in Algerien, wo er den Militärmaler Horace Vernet kennen lernt. 1854 und 1855 diente er General Aimable Pélissier im Krimkrieg als Militärmaler. Coomans malte in dieser Zeit sowohl Gemälde im Stile des Orientalismus mit algerischen Motiven als auch Schlachtenbilder, die er mit Erfolg auf internationalen Salons ausstellte. 1848 erhält er in Brüssel eine Auszeichnung für sein Gemälde "Attilas letzter Angriff in den Ebenen von Châlons-sur-Marne", das im Anschluss in Berlin und Bremen gezeigt wurde. 1855 verkauft er ein großes Gemälde "Schlacht an der Alma" (Krimkrieg), das er in London ausstellt. Das vorliegende Gemälde "Überfall der Römer auf die Usipeter und Tenctener" wurde 1857 in Paris ausgestellt. Die großformatige Komposition aus dem Jahr 1856 kann als Abschluss und Höhepunkt der ersten Schaffensperiode von Coomans als Historien- und Schlachtenmaler verstanden werden. 1856 heiratet Coomans und übersiedelt nach Neapel, wo er sich unter dem Eindruck der Kunst Pompejis Genre- und Historienbildern der Antike im neopompeanischen Stil zuwendete.
Coomans reiche Erfahrung mit orientalischen und militärischen Motiven fließt in die dramatische Darstellung des ungleichen Kampfgeschehens zwischen Römern und Germanen ein. Durch eine subtile Ton- und Farbgebung und dem gezielten Einsatz von Licht und Schatten schafft Coomans eine atmosphärische Stimmung von Wagnerianischen Ausmassen. Die verzweifelte Gegenwehr des Volksstammes endet am Flußufer, zu dem sich Frauen und Kinder flüchten. Coomans folgt mit seiner Darstellung ziemlich genau Cäsars Beschreibung des Ereignisses in "De Bello Gallico" (siehe Gaius Julius Cäsar, De Bello Gallico, Buch 4, Kapitel 1, 13-15). Cäsar ließ 55. v. Chr. an der Mündung von Maas und Waal bei Kessel und Heerwarden in der Provinz Gelderland (NL) 200.000 Tenktener und Usipeter von acht Legionen einkesseln und niedermetzeln, als sie um Siedlungserlaubnis im Flussdelta ersuchten. Die beiden germanischen Volksstämme hatte zuvor ihr angestammtes Siedlungsgebiet rechtsseitig am Niederrhein verlassen, da sie von ihren Nachbarn, den Sueben, verdrängt wurden. Cäsars Germanienpolitik zielte darauf ab, die Rheingrenze des Imperium Romanum zu verteidigen und einen nicht zu kontrollierenden Zustrom germanischer Krieger in die linksrheinischen Gebiete Germaniens zu verhindern und letztlich Gallien abzusichern.

Literaturhinweise

Clara Erskine, Clement Waters, Laurence Hutton: Artists of the Nineteenth Century and their Works. A handbook containing two thousand and fifty biographical sketches, London 1879, Bd. 1, S. 153. - Thomas Coomans, in: Academie Royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (Hrsg.): Nouvelle Biographie Nationale, Bd. 14, 2018, S. 61-63.