Lesser Ury
Dame im Schnee
Um 1919
Pastell auf Malkarton. 51,5 x 36,7/37,2 cm. Unter Glas gerahmt. Unten links weiß signiert 'L. Ury'. Rückseitig mit dem Ausschnitt einer Studie zum Bildnis Bronislaw Hubermann, Bleistift und Kohle. - Minimale Bereibungen am unteren Bildrand, ansonsten schöne, farbfrische Erhaltung.
Der überwiegend in Berlin tätige Maler Lesser Ury ist vor allem durch seine nächtlichen Großstadtszenen mit kleinen, meist anonymen Passanten bekannt geworden. Das Pastell „Dame im Schnee“ ist vor diesem Hintergrund etwas Besonderes: Als Bildthema wählte Ury hier eine einzelne junge Frau, die er großfigurig, nahezu bildfüllend in Szene setzte, und der er ein individuelles Aussehen verlieh.
In einen hochgeschlossenen, schwarzen Mantel und Wollmütze gekleidet, schaut die junge Frau uns freundlich lächelnd an. Wie bei einem nah aufgenommenen Foto rückte Ury sie unmittelbar an den unteren Bildrand und setzte sie vor einen diffus gehaltenen Hintergrund, der – in diesem Fall charakteristisch für Ury – eine Berliner Straßenflucht mit einer Pferdekutsche und eilenden Menschen zeigt. Ury war seit Beginn seines Schaffens fasziniert von den visuellen Phänomenen des nächtlichen Berlins: den Fußgängern und Droschken auf regennassen Straßen, von den verschiedenen modernen Lichtquellen, den Gaslaternen und Leuchtreklamen, und nicht zuletzt auch von den unterschiedlichen Wetterstimmungen wie Regen, Nebel und Schneefall. So überzog er die gesamte Szene mit kleineren oder größeren Schneeflocken, die vor dem schwarzen Mantel einen reizvollen Kontrast bilden.
Zertifikat
Mit einer Foto-Expertise und einem Gutachten von Sibylle Groß, Berlin, vom 25. November 2022; das Pastell wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis zu Lesser Ury aufgenommen.
Provenienz
Gaston Lefeuvre, Berlin / Paris; Familienbesitz, Paris, bis 1965; Math. Lempertz’sche Kunstversteigerung 482, Köln, 21.5.1965, Lot 871; Privatsammlung Rheinland
Ausstellung
Wahrscheinlich: Berlin 1922 (42. Ausstellung der Berliner Secession), Lesser Ury, Kat. Nr. 140