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Lot 72 Dα

Alexej von Jawlensky - Meditation. Vergesse mich nicht

Auktion 1211 - Übersicht Köln
02.12.2022, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 75.600 € (inkl. Aufgeld)

Alexej von Jawlensky

Meditation. Vergesse mich nicht
1935

Öl auf Karton, auf Unterlagekarton aufgezogen. 19 x 12,2 cm (Unterlagekarton 32,5 x 24,9 cm). Unter Glas gerahmt. Unten links rot monogrammiert 'A.J.', unten rechts rot datiert '35'. Rückseitig auf dem originalen Unterlagekarton vom Künstler signiert, datiert und bezeichnet 'A. Jawlensky, 1935.VI, N15., J' sowie mit der Widmung 'Vergesse mich nicht'. Auf der Vorderseite des Unterlagekartons von Lisa Kümmel beschriftet, unten links 'VI 1935 Juni' und unten rechts 'N. 15'. - Sehr gute, farbfrische Erhaltung. Auf dem Unterlagekarton am oberen Bildrand Spuren eines abgerissenen Papierstreifens, zudem leichte Lichtränder.

Rot, Orange, Gelb und Grün sind die dominierenden Farben der kleinen Komposition „Meditation. Vergesse mich nicht“ von 1935. Es ist die Zeit, in der Jawlensky mit großer Intensität an seiner letzten Werkgruppe arbeitet, während Europa auf einen unheilvollen Krieg zusteuert, er kaum noch ausstellen kann und schwer an einer schnell fortschreitenden Arthritis erkrankt. Dennoch gelang ihm von etwa 1933 bis 1937 in Abgeschiedenheit und mit großem Willen die Erschaffung seiner letzten Serie, die Meditationen, meist postkartengroße, weit abstrahierte Köpfe. „Das Berührende an ihnen ist“, schreibt Roman Zieglgänsberger, „dass sie direkt mit seinem Lebensende in Zusammenhang stehen und uns seine tiefgreifende Lebenserfahrung vor Augen führen.“ (Ders., Alexej Jawlensky, Köln 2016, S. 88 – 89). Mit dem Ende seines Schaffens vor Augen, wird der Untertitel zum traurigen Appell – „Vergesse mich nicht“.
Durch das kleine Format sind wir gezwungen, nah an das Bild heranzutreten. Ein Gerüst aus schwarzen, senkrechten und waagerechten Linien markiert die geschlossenen Augen, die Augenbrauen, den Mund und die Nase. Mit parallelen Pinselzügen in glühenden Farben füllte er die Zwischenräume aus. Dass sich der Mensch am Ende auflöst und im Dunkel der Nacht zu verschwinden scheint, deutet Jawlensky auch in einem seiner letzten Briefe an seine Freundin Galka Scheyer an: „Ich arbeite sehr viel und so intensiv […]. Ich habe aber keine Erlebnisse und darum male ich nur das, was in meiner Seele ist, was tief in mir liegt, wie eine Meditation. […] Die Bilder sind meist dunkel, aber das ist mir sehr lieb. Die Farben sind so geheimnisvoll, so tief; aber es gibt auch sehr farbig leuchtende, brennende, aber immer irgendwo aus einer anderen Welt.“ (zit. nach op. cit., S. 91) Wie in keiner anderen Werkgruppe werden in den Meditationen Jawlenskys Isolierung und seine Ohnmacht gegenüber den herrschenden Verhältnissen der späten Wiesbadener Jahre deutlich.

Werkverzeichnis

Nicht bei M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky Bianconi, jedoch unter der Nr. 2386 (S. 40) in der Addenda zum Werkverzeichnis im 3. Band der Reihe "Bild und Wissenschaft. Forschungsbeiträge zu Leben und Werk Alexej von Jawlensky" registriert.

Zertifikat

Das Gemälde wurde am 24./26. März 2006 vom Jawlensky-Archiv und den Mitgliedern des Wissenschaftlichen Beirats begutachtet und kunsttechnologisch untersucht. Es wird zudem im Jawlensky-Archiv des Städtischen Museums Wiesbaden unter A.J.A.- M - 35/005 geführt (mit rückseitigem Etikett).

Provenienz

Alexej von Jawlensky, Wiesbaden; Lisa Kümmel, Wiesbaden, wohl als Geschenk vom Künstler; Dr. Gertz, Karlsruhe; Sammlung Herbert und Elfriede Messerschmidt, Landau/Pfalz; seitdem Familienbesitz, Pirmasens; Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 395, 10. Juni 2006, Lot 1305; Wolfgang Bosch, Berlin; Kunsthandel Thomas Schneider, München; Privatbesitz Nordrhein-Westfalen.