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Lot 354 Dα

Himmel- und Erdglobus von Matthaeus Greuter

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Himmel- und Erdglobus von Matthaeus Greuter

Weiß gefasstes, vergoldetes und versilbertes Weichholz, Druck auf Papier. Der Himmelsglobus signiert "ROMAE M. Greuter permissu 1636 exc." Der Erdglobus signiert "Matthaeus Greuter Auctor ANNO MDCXXXII". Restaurierte Dellen oben und unten im Himmelsglobus, ein Riss durch die nördliche Hemisphäre des Erdglobus ebenfalls restauriert. H mit Gestell 122 cm, Umfang der Globen ca. 155 cm.
Die Globen Rom, 1632 und 1636, die Montierungen in Teilen wohl Ende 17. Jh.

Der in Strasbourg geborene Kupferstecher Matthaeus Greuter (1564 - 1638) hielt sich spätestens ab 1606 überwiegend in Italien auf, wo er hauptsächlich für den Vatikan Karten nach neuesten geographischen Erkennissen und Methoden erstellte. Den ersten Erdglobus widmete er dem schon 20 Jahre vorher verstorbenen Jacopo Boncompagni (1548 - 1612). Auch dieses hier vorgestellte Exemplar trägt die Dedikation "Illmo. et excellentmo. D. IACOBO BONCOMPAGNO SORAE ARCISQ DUCI MARCHIONI VIGNOLAE AQUINI COMITI Dno suo colenitmo. Matthaeus Greuter humill. obseq ergo.DD." Der Bezeichnete, Jacopo oder auch Giacomo Boncompagni, war ein Sohn des Ugo Boncompagni, des späteren Papstes Gregor XIII. Nach der Papstwahl seines Vaters ging er nach Rom und wurde Kastellan der Engelsburg. Unter seinem Vater, aber auch dessen Nachfolgern Papst Sixtus V. und Clemens VIII., machte Jacopo eine diplomatische Karriere, gelangte in den Besitz großer Ländereien und mehrerer Titel. Der spanische König Philipp II. verlieh ihm 1578 den Orden von Calatrava. Dank erfolgreicher Geldgeschäfte und Investitionen war es ihm möglich, eine vielbeachtete Bibliothek aufzubauen. Außerdem förderte er den großen Kirchenmusiker Giovanni Pierluigi da Palestrina.
Der 1636 datierte und farbig bedruckte Himmelsglobus bezieht sich ausdrücklich auf eine 1622 publizierte Ausgabe der Werke des dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546 - 1601). Greuter bildete zusätzlich zwei neue Konstellationen ab, den "Camelopardalis" (die Giraffe) im Nordhimmel und "Unicornis" (das Einhorn) in Äquatornähe. Sie gehen zurück auf 1624 veröffentlichte Himmelskarten des schlesischen Astronomen Jacob Bartsch (1600 Lubań/Luban 1632), der die neuen Sternbilder des Niederländers Petrus Plancius (1552 - 1622) zitierte.
Da beide Globen in identischen Gestellen hier vorliegen, sind sie vermutlich im Verlauf des späteren 17. oder frühen 18. Jahrhunderts für eine bestimmte Bibliothek erworben und im selben Stil montiert worden.

Literaturhinweise

Vgl. Dahl/Gauvin, Sphaerae mundi, Montreal-Quebec-Ontario 2000, S. 119 ff.