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Lot 405 Dα

Rundes Guéridon gestempelt D. Roentgen

Auktion 1220 - Übersicht Köln
17.05.2023, 14:00 - Möbel Kunstgewerbe
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Rundes Guéridon gestempelt D. Roentgen

Mahagoni, feuervergoldete Bronze/Messing, weißer Marmor, Metall. Runde Platte mit umlaufendem Bronzeband auf kanneliertem dreibeinigem Baluster und Rollen. Die Kanneluren gefüllt mit Bronzebändern. Auf den Füßen vegetabile Applikationen. Auf der Gratleiste unter der Platte Schlagstempel "D.ROENTGEN". H 74,5, D 78 cm.
Neuwied oder Paris, 1780 - 1785.

David Roentgen, geboren am 11. August 1743 in Herrnhaag, gestorben am 12. Februar 1807 in Wiesbaden, war einer der erfolgreichsten und innovativsten Möbeltischler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Eingebettet in die Herrnhuter Brüdergemeine, die die Unternehmungen der Roentgen Werkstatt bis zu einem gewissen Grad finanziell absicherten, konnten Abraham und später sein Sohn David sehr viel freier agieren als es andere Tischler vermochten, da sie als eine der ersten Werkstätten auf deutschem Boden unabhängig von einem fürstlichen Hof arbeiteten. Gleichzeitig, von Zunftzwängen befreit, beschäftigten sie für einzelne Gewerke Spezialisten, was ihnen ermöglichte, Möbel auf dem allerhöchsten Niveau zu bauen.

Im Mai 1780 erwarb David Roentgen für nahezu 1.000 Livres (ca. 330 Gulden) das kostspielige Meisterrecht der Pariser Gilde der Ebenisten und konnte fortan seine Möbel unter eigenem Namen verkaufen. Wie eine Anzeige vom Januar 1781 und seine Visitenkarte belegen, führte er sein Geschäft in der Rue de Grenelle nahe der vornehmen Saint-Honoré und offerierte dort ein umfangreiches Sortiment: „Schreibtische verschiedener Formen, Kabinettsessel, Toilettentische, Geldschränke, Mechanismen, Klaviere, Quadrilletische, Tricktracktische und andere“. Die Stücke waren von „dernière perfection“, folgten dem neuen Geschmack und waren “aus Mahagoni sorgfältig ausgeführt und poliert wie Marmor.“ Im Dezember 1785 übergab David Roentgen das Geschäft an Gottlieb Frost, der es in die Rue Croix des Petits-Champs verlegte, dort eine Werkstatt mit zehn Arbeitern führte und bis zu seinem Konkurs im Sommer 1789 fortfuhr, „Möbel zu verkaufen, die wegen ihrer Form und ihrer Politur sehr gesucht“ waren. Die Stempelung unseres Tisches belegt also eine Entstehung zwischen 1780 und 1785.

In der Literatur taucht die Form dieses Tisches erst sehr spät auf. Weder Hans Huth, Josef Maria Greber noch Dietrich Fabian erwähnen diesen Typus. Fabian listet mehrere Tische, die 1745 - 50 bei Abraham Roentgen entstanden sind und vollständig in der englischen Tradition des „tripod table“ stehen. Sie kennzeichnen sich durch einen zentralen Balusterschaft auf drei geschwungenen Füßen, der eine Platte trägt, die in der Regel klappbar ist. Die Platte des hier angebotenen Tisches ist nicht klappbar, was wahrscheinlich dem Gewicht des Marmors geschuldet ist.

Wolfgang Koeppe beschreibt einen im Aufbau fast identischen Tisch mit graublauer Marmorplatte als Esstisch. Ein ähnliches Exemplar ist auf dem Aquarell Eduard Gaertners zu sehen, eine Abbildung des Schreibzimmers von Prinz Wilhelm und Prinzessin Marianne im Schloss Berlin, zusätzlich mit einem Drehstuhl aus der Werkstatt Roentgens.

Provenienz

Süddeutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

Vgl. Koeppe et al., Extravagant Inventions. The Princely Furniture of the Roentgens, New York 2012, Kat. Nr. 62, Abb. 90.
Vgl. Fabian, Abraham und David Roentgen. Das noch aufgefundene Gesamtwerk ihrer Möbel- und Uhrenkunst in Verbindung mit der Uhrmacherfamilie Kinzing in Neuwied. Leben und Werk, Verzeichnis der Werke, Quellen, Bad Neustadt 1996, Nrn. 129, 131, 132, 133,