Umfangreiches Lettré-Besteck im Koffer
Silber. 149 Teile. Bestehend aus 24 Tafelmessern und -gabeln, 23 Tafellöffeln, 24 Vorspeiselöffeln und -gabeln, 19 Vorspeisemessern, 22 Fischgabeln, 24 Fischmessern, 22 Teelöffeln, zwei großen Suppenkellen, sechs Saucenkellen, je zwei Tranchiermessern und -gabeln und 23 weiteren Vorlegeteilen. Die Löffel und Gabeln mit geraden, konischen Stielen, die Messer mit quaderförmigen Griffen. Alle Griffe auf der Oberseite mit handgraviertem Rautendekor. In einem großen konfektionierten Holzkoffer mit fünf Einlegeböden. Ungemarkt; die Stahlklingen der Messer signiert "LETTRÈ". Der Koffer mit Messingetikett der Firma Max Tietze, Berlin. L der Tafelmesser 24,5; der Gabeln 22 cm, Gewicht ohne Messer und Stahlteile ca. 11.180 g.
Berlin, Emil Lettré 1920er Jahre.
Das Ehepaar Ludwig und Estella Katzenellenbogen gehörte zu den großen Sammlern und Mäzenen im Berlin der Vorkriegszeit. In ihrer eleganten Stadtwohnung in der Keithstraße 8 und ihrem 1913 erworbenen Rittergut im brandenburgischen Freienhagen umgab sich das Paar mit kostbaren Antiquitäten und einer Sammlung von Gemälden und Zeichnungen der großen deutschen und französischen Impressionisten und Expressionisten, darunter Arbeiten von Paul Cézanne, Vincent van Gogh, Edouard Manet, Camille Pissaro, Max Liebermann und Paul Klee. Für den Festsaal in Freienhagen beauftragte Estella Katzenellenbogen Lovis Corinth mit einem Bilderzyklus von elf Gemälden, der sich heute zum Teil in der Sammlung der Berlinischen Galerie befindet.
Die Katzenellenbogens waren regelmäßige Besucher in den eleganten Räumen der Werkstatt Emil Lettrés Unter den Linden 71 und gaben dort für ihre großen Gesellschaften ein repräsentatives Tafelsilber mit zahlreichen Korpusteilen und großen Platten sowie ein umfangreiches Besteck in Auftrag, das, offenbar als Einzelanfertigung, nach ihren Wünschen gearbeitet wurde.
Bei der Trennung des Paares in den späten 1920er Jahren wurde die Sammlung unter den Eheleuten aufgeteilt. Estella Katzenellenbogen emigrierte mit ihren drei Kindern 1938 zunächst in die Schweiz und 1940 dann in die Vereinigten Staaten, wo sie sich schließlich in der intellektuellen und künstlerischen Emigrantengemeinde von Los Angeles niederließ. Es gelang ihr, das Lettré-Silber und Teile der Kunstsammlung mit nach Kalifornien zu nehmen. Fünf Gemälde des Corinth-Zyklus, der den Krieg im Depot einer Amsterdamer Galerie überstanden hatte, fanden nach 1945 ebenfalls wieder den Weg zu ihr in die USA.
Ab 1942 arbeitete sie dort mit Karl Nierendorf zusammen und leitete dessen International Art Gallery in Hollywood, die sie Ende 1945 übernahm.
Provenienz
Sammlung Estella und Ludwig Katzenellenbogen.