Seltene Unterschale mit Aufenwerth-Chinoiserie
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Um die Fahne goldenes Bandelwerk und vier Kartuschen mit Rautendekor. Im Spiegel eine große Goldkartusche um ein Chinesenpaar im Garten. Um die Unterseite der Fahne umlaufender reliefierter vergoldeter Lambrequindekor. Ohne Marke. Minimaler Goldberieb. Durchmesser 14,2 cm. Beigegeben eine weitere Unterschale mit Chinoiserie.
Meissen, vor 1721, der Dekor Sabina Hosennestel (Aufenwerth), zugeschrieben, um 1730.
In den 1720er und 30er Jahre ist eine Vielzahl an Hausmalereien auf Porzellan der Familie Aufenwerth zuzuschreiben. Zwei publizierte und bekannte Service stammen wohl von der talentiertesten der drei Aufenwerth-Schwestern, Sabina (1706 - 1782). Zunächst Schülerin ihres Vaters, Johann Aufenwerth (1662 - 1728), entwickelt sie sich zu einer wahren Meisterin der Porzellan- und Emailmalerei. Sie war spezialisiert auf eine höchst eigene Interpretation der in der Meissener Manufaktur entwickelten Hoeroldt-Chinoiserien, die sie mit feinstem Bandelwerk und Lambrequindekoren rahmte. Stolz pflegte sie einige Stücke mit versteckten Monogrammen zu signieren, wodurch die Zuordnung anderer, nicht signierter Porzellane wie dieser Unterschale erleichtert wird. Im Alter von 25 Jahren heiratete sie am 13. Dezember 1731 Isaac Hosennestel, mit dem sie dann ein Café in Augsburg betrieb.
Provenienz
R & G McPherson Antiques, London.
Die Sammlung Heinrich.
Literaturhinweise
Vgl. Ducret, Meissner Porzellan bemalt in Augsburg, 1718 bis um 1750, Bd. II, Braunschweig 1971, Abb. 81, eine Untertasse mit ähnlich dekorierter Randbordüre, ehemals Sammlung Pauls, Riehen.
S.a. ibd. zur Porzellanmalerin, S. 10 ff.
S.a. Pietsch, Passion for Meissen. Sammlung Said und Roswitha Marouf, Stuttgart 2010, Kat. Nr. 63.