Lot 872 D α

Augustus-Rex Vase mit famille-verte-Dekor und gelbem Fond

Auktion 1253 - Übersicht Köln
15.11.2024, 14:00 - Porzellan
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 16.380 € (inkl. Aufgeld)

Augustus-Rex Vase mit famille-verte-Dekor und gelbem Fond

Porzellan, Gelbfond, farbiger Aufglasurdekor, Goldakzente. Eiförmige Vase mit kurzem zylindrischem Hals für einen Stülpdeckel (verloren). Vier purpurkonturierte Reserven um Landschaften mit Chrysanthemenstauden, Prunusbäumen, Felsen, fliegenden Vögeln, Lotus und Wasservögeln. Blaumarke ligiertes AR. Ohne Deckel H 33 cm. Nicht ursprünglich zugehöriger, aber passender Haubendeckel mit Zapfenknauf und Konturchinoiserien beigegeben.
Meissen, um 1730.

Form und Dekor der hier gezeigten Vase entsprechen chinesischen Vorbildern, Deckeltöpfen mit unterglasurblauem Fond aus der Sammlung Augusts des Starken, die sich aber in Dresden nicht erhalten haben. Der König bestellte um 1729/30 in Meissen mehrere Kopien der chinesischen Ausführungen, um diese in seiner Vision eines Porzellanschlosses, im Japanischen Palais, in symmetrischen Arrangements auf Wandkonsolen präsentieren zu können. Wir kennen insgesamt zwei dieser Vasen mit gelbem Fond und gleichem Dekor; zwei weitere formgleiche Vase mit Gelbfond und Shiba Onkô-Dekor im Rijksmuseum (Inv. No. BK-17375-A/B), beschrieben bei den Blaauwen (Amsterdam 2000, Kat. Nr. 140 f) sowie zwei mit kobaltblauem Fond, die sich in der Porzellansammlung Dresden befinden (SKD Inv. Nrn. PE 1335 und PE 1336) und ausführlich bei Julia Weber beschrieben sind (Bd. II, S. 331 ff.) Sie erwähnt auch die Vasenbestellungen Lemaires, die zeitgleich mit ähnlicher Bemalung produziert wurden, nicht aber in der Form des Deckeltopfes.
Das hier vorgestellte Stück trägt ebenso wie die drei gelben, die beiden blauen und noch ein weiteres grünes Exemplar (PE 1768 a, b) in der Dresdener Sammlung das ligierte AR-Monogramm als Abkürzung für Augustus Rex, also die königlich-polnische Besitzermarke. Sehr auffällig ist der spezielle Duktus der hier aufgepinselten Marke, die wir in unterschiedlichen Variationen kennen. Vergleichbare Marken finden wir auf einer Vogelbauervase in der Porzellansammlung des SKD (Inv. Nr. PE 806), sowie auf dem gelbgrundigen Vasenpaar ehemals Sammlung Dr. Fritz Mannheimer im Rijksmuseum (Inv. No. BK-17375-A/B).

Literaturhinweise

Vgl. zwei gleiche Vasen ohne Purpurkonturen der Reserven in der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlung Dresden (Inv. Nr. PE 658 und 659).
Das Vasenpaar ehemals Sammlung Dr. Fritz Mannheimer im Rijksmuseum, Amsterdam (Inv. No. BK-17375-A/B), abgebildet bei den Blaauwen, Meissen Porcelain in the Rijksmuseum, Amsterdam 2000, Kat. Nr. 140 f.
Zum Kontext der Bestellungen dieses Vasentyps mit famille-verte-Dekor durch August den Starken 1729/30 s. Weber, Meißener Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, Bd. II, München 2013, Kat. Nr. 320, S. 331 ff.