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Lot 14 Dα

Oskar Schlemmer - Abstrakte Figur, Freiplastik G

Auktion 1256 - Übersicht Köln
29.11.2024, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 300.000 € - 500.000 €
Ergebnis: 780.000 € (inkl. Aufgeld)

Oskar Schlemmer

Abstrakte Figur, Freiplastik G
1921/1923

Gipsplastik und Metallschaft. Gesamthöhe 107 cm. Oberteil: 84 x 52 x 19 cm; Fuß: 15 x 65 x 21,5 cm; Metallschaft: 8 cm. Unbezeichnet.

Herausragende Plastik aus Schlemmers Bauhaus-Zeit

Mit der „Abstrakten Figur“ – auch „Freiplastik G“ genannt – schuf Oskar Schlemmer 1923 eine der „interessantesten Figuren der 1920er Jahre“ (Karin von Maur). Wie keine andere seiner Skulpturen erfüllt sie die Forderung, die der Künstler selbst an eine Freiplastik stellte: „Die Plastik ist 3dimensional. Sie ist nicht in einem Moment zu erfassen, vielmehr in einem zeitlichen Nacheinander von Standort und Blickrichtung. Da sich die Plastik nicht in einer Ansicht erschöpft, entsteht ein Bewegungszwang für den Beschauer und erst der Rundgang und die Summe der Eindrücke führt zum Erfassen der Plastik.“ (zit. nach Karin von Maur, Oskar Schlemmer. München 1979, S. 384). Angeregt durch die Auseinandersetzung mit dem „Figuralen Kabinett“, gelang Schlemmer aus der Verbindung menschlicher Gliedmaßen mit fremdartigen Körperformen eine faszinierende Rundplastik.
Tatsächlich bietet die „Abstrakte Figur/Freiplastik G“ durch ihre Formgebung und die gegenläufigen Bewegungsmomente eine Folge unterschiedlicher Perspektiven. Während der Kopf wie Kern und Schale in Gesicht und Helm aufgeteilt ist, bildet der wuchtige Rumpf das Aktionszentrum der Figur. Er weist sowohl gerundete, vertikale Elemente als auch eine zur Taille hin orientierte, starke Diagonale auf. Dazu gegenläufig ist die überkragende, linke Schulter konzipiert, die bis zum Rücken um die Figur herumgeführt wird. Die vertikalen Elemente werden durch die Waagerechte des langen Fußes aufgefangen, der das Schweben des Körpers auf dem Metallstab in seiner Stabilität verankert.
Die Grundformen Kreis, Dreieck und Quadrat zugrundelegend, weist die Plastik Kugel-, Zylinder- und Diagonalformen auf. Durch das Wechselspiel von konkaver und konvexer Ausrichtung, von Licht und Schatten, wohnt der Figur eine ungeheure Dynamik inne, die an Schlemmers Figurinen des berühmten „Triadischen Balletts“ erinnern. Die „Abstrakte Figur/Freiplastik G“ vereint in nuce ein starkes Bewegungselement mit einer raffiniert ausdifferenzierten Plastizität. Wie kaum ein anderer Künstler seiner Generation hat Oskar Schlemmer in der „Abstrakten Figur“ die Idee einer wahrhaften Plastik verwirklicht.
Zahlreiche Vorzeichnungen und ein Aquarellentwurf dokumentieren, dass Schlemmer über einen längeren Zeitraum hinweg an der „Abstrakten Figur“ arbeitete und sich intensiv mit ihrer Ausführung auseinandersetzte. Erst nach Klärung mehrerer Gestaltungsansätze fand er zur vorliegenden endgültigen Form. Das 1923 ausgeführte Original in Gips, das 1977 von den Mitarbeitern der Staatsgalerie Stuttgart professionell restauriert wurde, kommt hier erstmals zum Aufruf. Von dieser originalen Fassung ließ Schlemmers Frau Tut 1961 elf Exemplare in vernickelter Bronze und minimal kleiner bei Noack in Berlin gießen.

Mit der „Abstrakten Figur/Freiplastik G“ schuf Oskar Schlemmer 1923 die bedeutendste Plastik des Bauhauses.

Bei diesem Lot handelt es sich um die Versteigerung einer gepfändeten Sache nach § 825 Abs 2 ZPO.

Werkverzeichnis

v. Maur P 13

Provenienz

Staatsgalerie Stuttgart, Depositum Schlemmer, Inv. Nr. PL 185

Literaturhinweise

Karl Nierendorf (Hg.), Staatliches Bauhaus Weimar 1919-1923, Weimar-München 1923, S. 199, Abb. 129 (betitelt: Freiplastik G, datiert: 1923) und Abb. S. 91 (Aufnahme der Steinbildhauerei); Bauhaus, Vierteljahr-Zeitschrift für Gestaltung, Hannes Meyer (Hg.), Ernst Kallai (Schriftleiter), Jg. III, Nr. 4, Okt.-Dez. 1929, Dessau (Abschiedsheft für Schlemmer), Abb. auf dem Umschlag (betitelt: Rundplastik 1921); Laszlo Moholy-Nagy, Von Material zu Architektur, München 1929, Bauhausbuch 14, Abb. S. 108 (datiert: 1923); Carl Einstein, Die Kunst des 20. Jahrhunderts, Propyläen-Kunstgeschichte, Bd. 16, 3. Aufl., Berlin 1931, Abb. S. 150 (datiert: 1921); Walter Gropius, Ise Gropius, Herbert Bayer, Bauhaus 1919-1928, New York 1938, Abb. S. 187 (datiert: 1923), 2. Aufl. Boston 1952, 3. Aufl. Stuttgart 1955, Abb. S. 185; Carola Giedion-Welcker, Moderne Plastik, Zürich 1937, Abb. S. 41 (datiert: 1921); Hans Hildebrandt, Oskar Schlemmer, München 1952, S. 134, WK. Nr. 8, Abb. S. 118 (datiert: 1921); Carola Giedion-Welcker, Plastik des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 1955, Abb. S. 47; Contemporary Sculpture, New York 1960, Abb. S. 52; Werner Hofmann, Die Plastik des 20. Jahrhunderts, Frankfurt 1958, Abb. Nr. 24; Hans Maria Wingler, Das Bauhaus, Weimar-Dessau-Berlin 1919-1933, Bramsche 1962, Abb. S. 236, 2. erw. Auflage 1968, Abb. S. 256; Karin von Maur, Oskar Schlemmer, Das plastische Werk, Stuttgart 1972, Abb. S. 41 und S. 38/39 (Vorzeichnungen); Oskar Schlemmer, Wand-Bild / Bild-Wand, Ausst. Kat. Städtische Kunsthalle Mannheim 1988, Abb. S. 136; vgl. Oskar Schlemmer, Ausst. Kat. Museo National Centro de Arte Reina Sofia/Centre Cultural de la Fundación “La Caixa”, Madrid/Barcelona 1996-1997, Kat. Nr. 41 o. Abb. (Variante 13a)

Ausstellung

Weimar 1923 (Das Staatliche Bauhaus), Oskar Schlemmer: Gemälde, Plastiken, Gouachen; Stuttgart 1953 (Württembergischer Kunstverein), Oskar Schlemmer, Gedächtnisausstellung zum 10jährigen Todestag, Kat. Nr. 382; München 1953 (Haus der Kunst), Oskar Schlemmer, Ausstellung zum Gedächtnis an seinen 10. Todestag, Kat. Nr. 241; Zürich 1973 (Kunstgewerbemuseum), Die Zwanziger Jahre, Kontraste eines Jahrzehnts, Kat. Nr. 145; Stuttgart 1977 (Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart im Württembergischen Kunstverein), Oskar Schlemmer, Der Maler – Der Wandgestalter – Der Plastiker – Der Zeichner – Der Graphiker – Der Bühnengestalter – Der Lehrer, S. 114, Kat. Nr. 247, Abb. S. 121