Georg Baselitz
Piet M.
2018
Öl auf Leinwand. 165 × 100 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt 'G.Baselitz Piet M. 10.VI. 018'.
Die ersten Porträts erarbeitet Georg Baselitz 1969, als er gerade begonnen hat, seine Motive um 180 Grad gedreht zu malen. „Die Wahl des Portraits als Sujet war mit dem verbunden, was ich versucht habe zu machen. Es war wichtig, etwas zu malen, das konventionell war, ein traditionelles Genre wie die Portraitmalerei, so dass das Sujet nicht vom gemalten Bild, vom Akt des Malens ablenken würde“, erläutert der Künstler. Die ersten Bildnisse dieser Art sind Porträts seiner Frau und von Freunden. „Erst als ich begann, Dinge verkehrt herum zu malen, kam mir der Gedanke, ich könnte sie malen, weil dadurch alles neutraler wurde. Wenn man jemanden verkehrt herum malt, ist es schwierig, ihm einen Ausdruck oder zumindest einen konventionellen Ausdruck zu geben. […] Ich fange mit einer Idee an, aber während des Arbeitens übernimmt das Bild die Führung. Dann findet eine Auseinandersetzung statt zwischen meiner vorgefassten Bildidee und dem Bild, das um sein Eigenleben kämpft.“ (Georg Baselitz, Gesammelte Schriften und Interviews, Detlev Gretenkort (Hg.), München 2011, S.272f.)
Damit umgeht Baselitz einen Automatismus, den er jedem Maler zuschreibt: jedes Sujet grundsätzlich und unwillkürlich so subjektiv wahrzunehmen und wiederzugeben, dass es zu einer Art Selbstporträt des Künstlers wird. Ausgehend von dieser Erkenntnis widmet sich Baselitz im Jahr 2018 in zahlreichen Gemälden und Zeichnungen Künstlerpersönlichkeiten, die ihm viel bedeuten. Ausgangspunkt dieser Arbeiten sind Selbstporträts, die die betreffenden Künstler einst von sich geschaffen haben. In monumentalen Dimensionen entsteht nicht nur das auf dem Kopf stehende Brustbild von Piet Mondrian in dieser Auktion, sondern auch u.a. das Porträt von Mark Rothko, Paula Modersohn-Becker, Alexander Calder, Otto Dix, Tracey Emin und Philip Guston. Allen Porträts ist die unverwechselbare Handschrift Georg Baselitz‘ eigen. Er erschafft so eine Porträtgalerie der von ihm verehrten Künstlerpersönlichkeiten, geprägt und gefiltert durch seine individuelle Sichtweise. Unter dem Titel „Devotion“ vereinigt die Gagosian Gallery diese Werkserie 2019 in einer großen Ausstellung.
Piet Mondrians „Zelfportret“ von 1918, heute im Kunstmuseum Den Haag (s. Abb.), bildet wohl die Grundlage für „Piet M.“. Baselitz‘ Interpretation zeigt den Kopf des Malers in enormer Vergrößerung umgeben von einer Art Gloriole kopfüber vor dunklem Grund schwebend, was ihm eine zugleich monumentale wie stark abstrahierte Präsenz verleiht.
Provenienz
Gagosian Gallery, New York (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Schweiz
Ausstellung
New York 2019 (Gagosian Gallery), Georg Baselitz, Devotion, Ausst.Kat.Nr.19, S.23 und S.159 mit Farbabb.