Max Slevogt
Titania und Zettel. Szene aus Shakespeares "Sommernachtstraum"
1929
Öl auf Holz. 127,2 x 67,4 cm. Gerahmt. Unten links blau signiert und datiert 'Slevogt 29'. - In schöner Erhaltung.
Das aquarellartig angelegte Gemälde mit einer Szene aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ ist aufgrund des Formats und der Technik eine Besonderheit im Schaffen von Max Slevogt. Es dürfte im Zusammenhang mit Slevogts Wandbildern für den Musiksaal in der im II. WK zerstörten Villa des Berliner Bankiers Paul Kempner (1889-1956) entstanden sein. Für ihn, der im Bankhaus Mendelsohn tätig war, schuf Slevogt eine ganze Serie von Wandbildern mit Szenen aus Shakespeares Komödie, die Johannes Guthmann, der langjährige Freund und Mäzen des Malers, mit folgenden Worten beschrieb: „Kleinere dekorative Arbeiten von höchstem Geschmack gingen den großen Planungen nebenher: […] Szenen aus dem „Sommernachtstraum“ […] im Musiksaal des Hauses Kempner in Westend, mit Ölfarben, aber in leichtester, spritzigster Aquarellmanier auf elegantem Schleiflack gemalt.“ (Johannes Guthmann, Schöne Welt. Wandern und Weilen mit Max Slevogt, Berlin 1948, S. 144).
Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine weitere - in diesem Fall transportable - Fassung einer der Szenen, die Guthmann in der Villa Kempner gesehen hatte. Die weiße Wandfarbe nachahmend, wählte Slevogt auch für den Holzträger eine ungewöhnlich helle Grundierung, auf die er aquarellartig leicht, skizzenhaft die erste Szene aus dem vierten Aufzug inszenierte: Dargestellt ist Titania, die Gemahlin des Oberon, wie sie entblößt und durch Liebestropfen getäuscht, auf dem Schoß des einfältigen Zettel sitzt. Diesem hatte ihr Mann einen Eselskopf aufgesetzt, um sie hinters Licht zu führen. Die Art, wie Titania den Kopf des haarigen Eselkopfes liebkost und zwei Putti die Szene lächelnd begleiten, dokumentiert einmal mehr Slevogts Sinn für Humor. Als begnadeter Zeichner hatte er die Idee der literarischen Szene auf den Punkt gebracht.
Zertifikat
Wir danken Bernhard Geil für bestätigende und ergänzende Informationen.
Provenienz
Sammlung Dr. Alfred Cassirer, Berlin; Dr. Eva Cassirer, Berlin/Spanien; seitdem in Familienbesitz Spanien
Literaturhinweise
Vgl. Johannes Guthmann, Schöne Welt. Wandern und Weilen mit Max Slevogt, Berlin 1948, S. 144; Carola Schenk, Die Bühnenbildentwürfe im Werk von Max Slevogt, München 2015, S. 110; Anna-Sophie Laug, Die Sehnsucht nach großen Flächen. Max Slevogts Wandbilder, in: Blick zurück nach vorn. Neue Forschungen zu Max Slevogt, hrsg. von Gregor Wedekind, Berlin 1916, S. 220; Les Amusements. Max Slevogts Inspirationen durch Bühne und Literatur, Ausst. Kat. Museum Georg Schäfer, Schweinfurt 2022, S. 179