Rudolf Levy
Bildnis Nanda, Florenz
1941
Öl auf Leinwand, doubliert. 72,5 x 60 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand mit dem Stempel "R Levy AUS DEM NACHLASS DES KÜNSTLERS" versehen. - In sehr schöner, farbfrischer Erhaltung, im rechten Hintergrund mit einzelnen kleinen Retuschen.
Das 1941 entstandene „Bildnis Nanda“ des jüdischen Künstlers Rudolf Levy gehört in die Reihe herausragender Porträts aus seiner von Verfolgung, Flucht und Existenznöten geprägten Zeit in Florenz. Geschult in der Académie Matisse und angeregt von seinen Freunden des Café du Dôme, gelang Levy mit diesem Werk ein kompositorisch verdichtetes und farblich starkes Porträt.
An einem Tisch sitzt ruhig und mit aufgestütztem Kopf eine junge Frau, deren mediterran-dunkler Hauttyp und blau-rote Kleidung vor dem türkisfarbenen Hintergrund gut zur Geltung kommen. Der flächig gehaltene Tisch und der wenig akzentuierte Oberkörper lassen die plastische Ausformung des Gesichts und der rechten Hand besonders hervortreten. Der Fokus des Porträts liegt auf dem Antlitz der Frau, das gerahmt von dunkler Kontur zum Ausdrucksträger wird. Wie viele der in Florenz entstandenen Bildnisse, etwa das „Porträt Herbert Schlüter“ (1941) und „Fiamma“ (1942), vermittelt auch Nanda den Eindruck von Verschlossenheit und Melancholie. Im Florentiner Exil malte Levy häufig Porträts von Emigranten, die wie er aufgrund des Erlebten und der ungewissen Zukunft zu Verletzlichkeit neigten. Seine eigene Situation und die seiner Weggefährten hatten jedoch nicht dazu geführt, seinen Stil ins Trist-Graue zu verändern – vielmehr kehrte er zu Beginn der 1940er Jahre zur intensiven Farbigkeit seiner Pariser Jahre zurück.
Porträts von Rudolf Levy aus seiner späten Schaffenszeit sind auf dem Kunstmarkt äußerst selten. Zum "Bildnis Nanda" existieren zwei Vorzeichnungen, in denen er mit der Haltung der jungen Frau spielte.
Werkverzeichnis
Thesing 212
Provenienz
Nachlass des Künstlers, Florenz; Heinz Battke, Florenz; Privatsammlung Hessen
Literaturhinweise
Susanne Thesing, Der Maler Rudolf Levy (1875-1944?), München 1979, S. 113, Abb. 41
Ausstellung
Köln/Stuttgart 1955-1956 (Kölnischer Kunstverein/Württembergischer Kunstverein), Rudolf Levy. Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 32 (mit handschriftlichem Vermerk auf dem Keilrahmen); Frankfurt 1963 (Frankfurter Kunstverein), Moderne Malerei. Frankfurter Privatbesitz, Kat. Nr. 76, mit ganzseitiger Abb.; Kaiserslautern 2023/2024 (Museum Pfalzgalerie), Rudolf Levy. Magier der Farbe. Retrospektive, außer Katalog, mit Farbabb. auf dem Ausstellungsprospekt