Lot 60 D

„Amateur Nacht“ von 2007 zeigt eine Reihe von grob geformten, schwebenden Händen in verschiedenen Gesten, die auf die textile Oberfläche appliziert sind. Die reduzierten Formen, die an Pop-Art erinnern, deuten auf Themen wie Isolation, Inaktivität und Passivität hin – wiederkehrende Motive in Bonins Œuvre. Sie greift dabei auf eine Ästhetik zurück, die einerseits an industrielle Textilien, wie hier den Küchenhandtüchern, und Konsumgüter erinnert, andererseits durch die Verwendung von weichen, haptischen Materialien wie Fleece eine subtile Kritik an den traditionellen Wertvorstellungen in der Kunst und der Gesellschaft übt. Von Bonins Werk steht in der Tradition des Minimalismus, der allerdings durch humorvolle und popkulturelle Bezüge dekonstruiert wird. „Die Aneignung, Zuspitzung und das pointierte Spiel mit Wort und Bild machen die Kunst von Cosima von Bonin zu einem Parcours des abgründigen Humors.“ (Sebastian Baden, Vorwort, in: Cosima von Bonin Feelings, Ausst.Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Köln 2024, S.177). Immer wieder arbeitet von Bonin eindeutige Versatzstücke aus der Comic Welt in ihre Arbeiten ein, die nicht nur niedlich und nostalgisch anmuten, sondern immer auch einen kritischen Kommentar zur manipulativen Konsum- und Entertainmentindustrie beinhalten. In „Amateur Nacht“ zitiert von Bonin beispielsweise die berühmte weiße „Handschuhhand“ von Mickey Maus. Diese Doppeldeutigkeit ist typisch für ihre Werke, die sich oft der Eindeutigkeit verweigern und den Betrachter dazu auffordern, eigene Assoziationen zu entwickeln. Bonins Arbeiten sind schwer zwischen den Polen von Hochkultur und Popkultur, Handarbeit und industrieller Produktion, Passivität und Aktivität einzuordnen. Diese Verweigerung einer festen Lesart macht sie zu einer wichtigen Vertreterin des Post-Minimalismus und einer Generation von Künstlern, die die Grenzen der Materialität und die Bedeutung von Kunstwerken neu verhandeln