Hermann Hesse
Zwölf Gedichte von Hermann Hesse
1940-1946
Konvolut von 12 handgeschriebenen Gedichten, 12 aquarellierten Tuschfederzeichnungen und vorangestelltem Blatt mit handschriftlichem Titel 'Zwölf Gedichte von Hermann Hesse' in aquarelliertem Oval. Von 5,9 x 7,2 cm bis 9,6 x 10,8 cm (Blattmaße 23 x 17,8 cm, Kartoneinband 24 x 19,8 cm). Eingelegt in originalem Kartoneinband. Auf dem Eingangsblatt mit Tusche signiert und betitelt 'Zwölf Gedichte von Hermann Hesse'. Auf der Folgeseite mit Tusche gewidmet an 'Herrn und Frau Dr. Ghisler überreicht von H. Hesse, Sommer 1946'. - In sehr schöner Erhaltung.
Der Schriftsteller Hermann Hesse war schon einer der meistgelesenen deutschen Autoren, als er ein vielseitiges bildnerisches Schaffen aufnahm. So wie in seinen Schriften die Sehnsucht nach dem Einklang mit der Natur zum Ausdruck kommt, offenbart sich auch in seinen Aquarellen eine sensible Wahrnehmung aller Naturphänomene. Seit Hesse sich regelmäßig im Tessin aufhielt, ist es meist die von Bergen, Seen und mediterraner Architektur belebte Landschaft, die in vielen Varianten Einzug in seine Aquarellmalerei hielt.
In der hier angebotenen Sammlung von zwölf Gedichten illustrieren, ergänzen und erweitern die Aquarelle deren Inhalt und Bedeutung. So ist das Gedicht „Karfreitag“ mit dem Aquarell einer Kapelle kombiniert und „Bruder Tod“ mit einer stillen Abendlandschaft. Das Gedicht „Vergänglichkeit“ wird von einem farbfrohen, aber kurzlebigen Blütenkranz begleitet, während „Flötenspiel“ eine Mondnacht in den Bergen illustriert.
Die Sammlung "Zwölf Gedichte" war ein Geschenk Hesses an seinen Schweizer Freund Dr. Franz Ghisler (1894-1965), der die Interessen seiner Landsleute in der Region Südbaden gegnüber den Besatzungstruppen vertrat. Für den Schriftsteller hatte Ghisler sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Hesses Schwester Adele und dessen Tochter Lene 1946 nach Montagnola ausreisen konnten: "Schon seit längerer Zeit habe ich mich besonnen, womit ich Ihnen Beiden eine Freude machen und ein Zeichen meiner Dankbarkeit geben könnte, und dachte, es geschähe am besten durch eines meiner Bildermanuscripte [...]." (Zit. aus Hesse-Brief an Franz Ghisler, Nachlass Ghisler).
Laut Regina Bucher handelt es sich hier um ein besonders schönes Exemplar seiner beliebten "Zwölf Gedichte".
Zertifikat
Mit einem Gutachten von Regina Bucher, Montagnola/Schweiz, vom 8. November 2023.
Provenienz
Dr. Franz Ghisler, Schweiz (1946); seitdem im Familienbesitz